Wir wollen weiter in den Süden. Südlich von Montenegro liegt Albanien. Dort einklarieren soll etwas mühsam sein (so sagte man uns), also auf direktem Weg nach Hellas. Die Strecke ist mit etwa 160 sm etwas weit für einen Tagestörn, also wird es ein “Overnighter”, sprich wir segeln durch die Nacht und schauen, wann wir am nächsten Tag ankommen. Bei optimalen Bedingungen sagt unser Navigationsprogramm eine Fahrzeit von 27 Stunden voraus, aber wie einst ein deutscher Dichter mal sagte; “Doch die Verhältnisse, die sind nicht so”. Wir rechnen mit Windgeschwindigkeiten zwischen 0 und 10 kt, also nichts um mit weissen Segeln durch den Ozean zu rauschen. Stattdessen werden wir größtenteils unser eisernes Segel bemühen müssen. Plan A ist durchzufahren und direkt in der Marina Gouvia auf Korfu anzulegen, Pläne B und C sehen vor, zunächst Ankerbuchten im Norden anzulaufen.
Los gehts, wir erreichen schnell die Grenze zu Albanien und halten genügend Abstand zum Land. Eine glückliche Brise gibt uns Schwung und wir Motorsegeln mit 6-7 kt in den Süden. Mit dem Schwung ist es um die Mittagszeit bereits vorbei und unsere Geschwindigkeit fällt auf 5-5,5 kt. Segelkonfigurationen sind “nur Vorsegel” und Vollzeug. Weiter geht es durch den Tag zum Abendessen (vorgekochtes Chilli con Carne) und zu den ersten Nachtwachen. Wir haben uns für ein dreistündiges Schema entschieden: 7-9 (Richard), 9-12 (Sabine), 0-3 (Richard), 3-6 (Sabine) und 6-9 (Richard), danach gemeinsames Frühstück. Nach einem tollen Sonnenuntergang geht es los in eine unspektakuläre Nacht, ein sehr schnell fahrendes Motorboot ärgert die Skipperin etwas weil gefährlich nahe (Sabine hatte Vorfahrt), aber ansonsten lief die Nacht ruhig mit wenig Wind. Griechenland kommt gegen Mittag in Sicht, wir schauen uns eine der möglichen Ankerplätze an (besetzt), entscheiden aber dann doch durchzufahren nach Gouvia und in das ionische Meer. Die Gastlandflagge Griechenland und die Q-Flagge kommen hoch an Steuerbord.
Bei Gouvia kommen wir gegen 17 Uhr an, melden uns über Funk und laufen dann in die kleine Bucht ein, nachdem wir noch eine Regatta mit einem britischen Boot gefahren sind – wir haben verloren, war ja auch nur unter Motor. (Wie nennt man das wenn zwei Segelboote in die gleiche Richtung fahren? Eine Regatta!) An der Einfahrt begrüßt uns ein Dinghy mit einem Marinero, welcher uns einen Liegeplatz in einer recht engen Gasse anvisiert. Also etwas voraus und Boot rückwärts reingefahren. Beim ersten Anlauf hat der Skipper etwas knapp kalkuliert und die Muringleine des Nachbarn im Kiel gefangen. Macht nix, sind ja mit Minimalgeschwindigkeit unterwegs. Aufstoppen, etwas vor und zweiter Anlauf: Passt! Erster Eindruck: die Griechen sind lockerer drauf als die Balkanesen. Das Marinabuero ist schon geschlossen und macht erst wieder am nächsten Tag um 9 Uhr auf. Hier gibts keinen obligatorischen Zollkai und das Einklarieren hat Zeit bis zum nächsten Tag und kann in der Hauptstadt erledigt werden ohne das Boot vorzuführen. Zunächst müssen wir noch einen Adapter für den Landstrom besorgen, ein freundlicher Chef eines Yachtservices leiht uns einen und dann gehts nach dem obligaten Anlegerschluck in die Koje.