Jetzt ist es endlich soweit, wir bekommen endlich unsere neue Batteriebox angeschlossen, die von einem Industrieelektroniker verkabelt wird. Ich persönlich glaube zwar in Sachen Schwachstrom hinreichend kompetent zu sein, aber Installationen mit dreistelliger Amperezahl sollten besser durch einen Fachmann erfolgen, da hier bei falscher Installation Gefahr fürs Boot besteht.
Unsere alte Batterie bestand aus zwei Blei-Säurebatterien von jeweils 140 Ah. Eine solche parallell geschaltete Batteriebank sollte in der Lage sein, die Hälfte der Gesamtkapazität ohne Schaden zur Verfügung zu stellen, also 140 Amperestunden, sprich ein Strom von 1A kann für 120 Stunden fliessen.
Unsere neue Bank besteht aus 4 AGM Batterien zu je 260 Ah, also insgesamt 1040 Ah mit einer verfügbaren Kapazität von 520 Ah. AGM Batterien (AGM = Absorbent Glass Mat) enthalten die Säure nicht als Flüssigkeit, sondern in Gelform und die Batterieelektroden sind mit einer Glasmatte getrennt. AGM Batterien sind praktisch wartungsfrei, keine Flüssigkeit muss nachgeschüttet werden und sie können in jeder beliebigen Lage installiert werden, sind verschlossen und auslaufsicher. Die AGM-Batterie ist deutlich tiefentladefester und hat eine höhere Zyklenzahl als eine vergleichbare Blei-Säure Batterie. Wir haben unsere Batterien als spezielle Solar-Batterien bei Firma OffgridTech gekauft. Einziger Nachteil: jede Batterie hat ein Gewicht von ca. 70 kg, was präzise nur von zwei Personen bewegt werden kann.
Zu Anfang haben wir einen guten Platz gesucht und unter den Betten der Achterkabinen gefunden. Wegen des Gewichts und Bedenken hinsichtlich des Trims (Gleichgewichtslage des Bootes im Wasser) haben wir zwei Batterien in der Backbord- und zwei Batterien in der Steuerbordkabine installiert. Hierzu wurde aus Holz jeweils ein stabiles Podest gebaut, welches an den Rumpf verklebt und an seitliche Holzwände verschraubt wurde. Die Batterien wurden dann mit seitlichen Hölzern und Gurtspannern gegen Verrutschen gesichert.
Die Batterien werden mit Kabel der Stärke 90 mm² verbunden und über eine Sicherung von 300A abgesichert. Hinzu kommt ein Hauptschalter im positiven Zweig und ein Shunt im negativen Zweig. Ein Shunt ist ein Strommessgerät, welches uns später zusammen mit einem computerisierten Controller den Füllstand der Batterie anzeigt (siehe Abb. 10). Es folgt jeweils im positiven und negativen Zweig ein sogen. Terminal, mit dem sich die Stromkreise aufteilen lassen. Der stärkste Strom wird bei Bedarf in einen Inverter eingespeist, ebenfalls mit 90 mm², einer Sicherung und einem Schalter. Als Inverter dient ein Gerät der Firma EP-Ever mit einer Leistung von 3 kW, was einem durchschnittlichen Landanschluss entspricht. Ein Inverter (hier ein sog. True-Sinus Gerät) wandelt Gleichstrom in 220V Wechselstrom um und speist diesen ins Bordnetz ein.
Ein Kombinationsschalter an der NAV-Station kann nunmehr umschalten, ob unsere Verbraucher durch Landstrom oder durch den Inverter gespeist werden. Gleichzeitig sorgt der Schalter dafür, dass bei Inverterbenutzung das Ladegerät für die Batterie (sprich 220VAC zu 12VDC) abgeschaltet wird, da es sonst einen ungünstigen Kreisschluss (Batterie zu Inverter zu Ladegerät zu Batterie) gibt.
Die Batterien werden normalerweise über unsere Solarpanele (3x Panele zu je 330 Wp) geladen. Hierzu wird jedes Panel an einen eigenen Laderegler angeschlossen. Die Laderegler transferieren die Spannung der Panele zu einer geeigneten Ladespannung für die Batterie. Ist die Batterie leer, wird geladen, ist die Batterie voll, wird nicht mehr geladen um die Batterien nicht zu überladen. Die Ausgangsspannung der drei Laderegler wird an einem Terminal zusammengefasst und über eine Sicherung und einen Schalter an die Terminals der Batteriebank angeklemmt. Hinzu kommt noch ein Shunt im negativen Kreis um zu kontrollieren, wieviele Amperes gerade von den Solarpanelen laden. Bislang haben wir um die Mittagszeit ca. 55 Ampere bei halbvollen Batterien gemessen.
Nicht vergessen darf man, dass auch über die Lichtmaschine des Motors geladen wird. Diese Energie wird über einen Diodenverteiler auf die Hauptbank, die Starterbatterie und die Batterie für das Bugstrahlruder verteilt.
Ein elektrischer und mechanischer Stresstest (Probefahrt) zeigt unsere Anlage funktionsfähig und ermöglicht uns an sonnigen Tagen beim Segeln den Kühlschrank mitlaufen zu lassen. Bei Bedarf kann über den Inverter sogar eine kleine Induktionskochplatte und der Warmwasserboiler betrieben werden. Für die Kontrolle des Verbrauchs stehen uns drei Messgeräte zur Verfügung: ein 220V Leistungsmessgerät, ein 12V Batteriemonitor und ein einfacher Shunt mit Strom/Spannungsanzeige für die Funktion der Solarpanele.
Wir hoffen, wir sind ab jetzt für große Fahrt gerüstet und können etwas energieautarker Segeln, ohne allzusehr vom Motor abhängig zu sein.
Ein herzliches Dankeschön geht an unseren Elektroniker, ohne dessen fachmännischem Rat und aktiver Hilfe die Anlage nicht hätte in dieser Ausführung errichtet werden können.