Wir sind immer noch in Agios Nikolaos und sind eingeweht. Oh Weh !
Der Meltemi bläst, beschert uns konstanten Wind aus Nord-West mit Böen von 20-30kt im Hafen! Der Wind wird zudem an der Ostseite von Kreta abgelenkt und noch verstärkt, mit heftigem Seegang. Ein Wetterfenster für eine Überfahrt in die Türkei tut sich nicht auf. Nachbarboote raten uns entweder zu „Augen zu und durch in der Nacht“ oder „warten bis September“. Beides wollen wir nicht. Wir warten jetzt schon fast 2 Wochen und haben per Crewbesprechung die Notbremse gezogen. Wir beschließen also, auf unseren Türkeiaufenthalt zu verzichten und mittelfristig nach Italien zu segeln. Unsere Möglichkeiten hierzu sind aber auch begrenzt. Nach Norden in die Kykladen geht es nur gegen den starken Meltemi, nach Westen haben wir den Wind auch gegen uns und wir müssen Wetterfenster suchen. Diese öffnen sich meistens in der Nacht, also ist Nachtsegeln angesagt.
1. Agios Nikolaos nach Westen
Ein Wetterfenster für die Umrundung von Kap Ioannis Point ist mit etwas Glück schnell gefunden und wir gehen am Abend mit Wind um die 15 kt und Wellen von weniger als 1 m um den Nordzipfel. Danach segeln wir durch die Nacht nach Retymno, wo wir am nächsten Morgen gut gelaunt ankommen. Da Gegenwind, motorsegeln wir mit etwas Fock und ohne Großsegel und haben eine ruhige Fahrt. In Rethymno machen wir Pause. Wegen starker Böen dürfen wir am Hafenkai längsseits liegen, ohne den Stunt mit der Boje (siehe vorheriger Blogbeitrag) nochmal machen zu müssen. Der Skipper freut sich, kann er doch am Abend in der Stadt eine Partie Billard spielen (lange nicht mehr getan, aber man verlernt nicht soo schnell….).
Weiter geht es in der nächsten Nacht nach Chania in unseren Lieblingshafen, auch hier machen wir einen Tag Pause. An der Westseite von Kreta sind die Windverhältnisse für die Überfahrt nach Norden deutlich besser. Ein Wetterfenster tut sich direkt auf und wir entschließen uns die Strecke zum Peleponnes in einer Nacht durchzufahren, ohne auf den Inseln zu pausieren.
2. Zurück zum Festland (Elafonisos Beach)
Wir segeln am frühen Abend los unter guten Wetterbedingungen mit wenig Wind auf die Nase. Die Überfahrt soll ca. 17 Stunden dauern und wir machen gute Strecke mit wenig Wellen. Unser Ziel ist der Strand von Elafonisos. Ankunft ist am frühen Nachmittag und der Anker fällt auf 6m. Erst mal ausschlafen – der Skipper bleibt noch ein paar Stunden wach und passt auf den Anker auf. Die Skipperin beklagt, dass die Markierungen für die Kettenlänge nicht mehr gut sichtbar sind – das kommt auf die „to do“ Liste. Der Anker hält und wir werden am nächsten Morgen von strahlendem Sonnenschein und einem touristisch gut erschlossenen Sandstrand begrüßt. Im Ankerfeld liegen ca. 8 Segelboote und drei Superyachten, eine sogar mit Hubschrauberlandeplatz. Fast alle Wassersportarten (Kiteboard, Wasserski, Stand up Paddel etc.) werden mit wenig Rücksicht auf ankernde Boote betrieben. Die Crew von Tanuki packt prompt unser neuestes Spielzeug, ein Stand-Up Board aus und stürzt sich ins Vergnügen. Nach 2 Tagen Badespaß geht es dann weiter.
3. Bucht von Navarino
Die Ankermöglichkeiten auf den „Fingern“ des Peloponnes sind rar, also machen wir mal wieder eine längere Nachtfahrt. Ziel ist die an der Westküste gelegene Bucht von Navarino, bekannt durch eine größere Seeschlacht zwischen Türken und Briten in 1827 (Briten haben gewonnen). Die große Bucht wird durch eine langgestreckte Insel (Sphaktiria) vom Meer abgeschirmt und bietet ideale und gut geschützte Ankermöglichkeiten. Wir laufen die Ankerstelle im Norden der Bucht an, gut geschützt vor Schwell. Leider kommen über Land Böen herein, sodass der Schlaf nur begrenzt ruhig ist (auf einer Skala von 1-10 nur eine 6). Auch hier allenthalben Wassersport und neugierige Touristen. Das Ankerfeld hat ca. 12 Boote und am nächsten Tag setzen heftige Böen ein. Zum ersten mal lässt uns unser Anker im Stich, wir driften 50m, was im Plotter gut zu sehen ist. Wahrscheinlich haben wir etwas wenig Kette gegeben, was wohl alle boote tun, da es hier schnell flach wird. Kein Problem, wir ankern um und in weniger als 10 Minuten ist alles wieder gut. Dann setzt heftiger Aktionismus im Ankerfeld ein, plötzlich kontrollieren alle ihre Anker auf dem Vordeck und fast überall ertönt die Ankerwinsch. Wir sind also nicht die Einzigen mit Problemen. Egal, diesmal hält unser Anker bis zum nächsten Tag, der brave Rocna kämpft halt um sein Image als einer der besten Anker.
4. Kyparissia
Wegen der unglücklichen Windsituation (Gegenwind und starke Böen) geht es nach ausgiebiger Wetteranalyse mal wieder los um 4 Uhr in der Nacht. Kein Problem, es herrscht gutes Mondlicht und wir umfahren erfolgreich das kleine Riff in der Bucht und den Südzipfel der Insel Pylos. Es geht nach Norden mit wenig Gegenwind und wenig Welle. Leider wieder mal kein Segeln sondern Verbrauch von gutem Diesel…..
Ankunft in Kyparissia ist gegen 11 Uhr, mittlerweile Wind und Böen. Der Kai ist voll belegt, also werfen wir Anker im Hafenbecken bis schließlich ein australischer Katamaran ablegt. Kein Problem, wir warten auf einen windstillen Moment und legen mit Steuerbord an. Der Wind treibt uns weg vom Kai, wir erinnern uns aber an einen praktischen Trick und belegen als erstes die Mittelklampe. Damit können wir durch Motoreinsatz das Heck zum Kai bewegen und alles ist gut. Erst mal schlafen und dann geht die Crew zum Abendessen in die Stadt.
Leider ist der Wetterbericht nicht so gut, der Skipper steht trotzdem um 4 Uhr am nächsten Morgen auf, aber heftige Böen machen ein Auslaufen so unattraktiv, dass kurzerhand ein Hafentag beschlossen wird.
5. Katakolon
Am nächsten Tag sieht es deutlich besser aus. Böen von 17 bis 24 Uhr, dann aber himmlische Ruhe. Tanuki legt ab um 4 Uhr mit Vorspring und los geht’s. 5 Stunden Motor und wir sind mal wieder in Katakolon. Hier liegen bereits zwei Kreuzfahrtschiffe, das normale Tagesprogramm. Wir legen rückwärts mit Buganker am Kai an, der Skipper besucht die Hafenpolizei wegen des notwendigen Stempels im Logbuch und bestellt dann einen Mietwagen für den nächsten Tag. Nein, in Olympia waren wir schon, wir wollen schlichtweg Einkaufen gehen. In Katakolon kann man mit dem Auto direkt an der Anlegestelle parken und im nächsten Ort (Pyrgos) gibt es ein Lidl. Zwei Touren später ist Tanuki wieder mit Vorräten ausgestattet. Weiter dann am nächsten Tag in Richtung Zakynthos.
6. Zakynthos
In Zakynthos legen wir auch rückwärts am Kai an, Segler von den Nachbarbooten (amerikanisch geflaggt) helfen mit den Leinen und kein Blauhemd will uns abkassieren (die kennen uns schon). Gleich zum Hafenbüro und 16 Euro für zwei Tage bezahlt. Bei der Hafenpolizei erledige ich die Formalitäten zur Ausreise. Wir werden angewiesen, unser Logbuch beim Zoll (Customs) abzugeben. Machen wir auch am Abreisetag um 9 Uhr. Leider ist geschlossen. Nach etwas Wartezeit kommt aber eine Mitarbeiterin und nimmt nach etwas palavern und telefonieren unser Logbuch und das eines amerikanischen Bootes entgegen (die Amerikaner wollen auch das gute Wetter ausnutzen). Weiter zur Polizei wegen unserer Pässe. Dort ist offen, aber der Kollege ist nicht da und wir werden auf den nächsten Tag verwiesen mit dem Hinweis, auf keinen Fall ohne Stempel auszureisen. Was nun. Wir nehmen ein Taxi zum Flughafen und sprechen dort mit dem Immigration Officer. Der erklärt uns, dass wir gar keinen Stempel brauchen und abreisen können. Irgendwie hatten wir das Gefühl in der Amerikanischen Ecke zu liegen, was sich nicht als korrekt herausstellt. Die beiden Boote links und rechts sind zwar amerikanisch beflaggt, die Crews kommen aber aus Brasilien. Wir wundern uns. Dann heisst es also endlich Tschüss Griechenland (Antio Hellada!)!