So, wir sind endlich in den Kanaren angekommen. Die Marina Rubicon auf Lanzarote hatte Platz für uns und wir liegen hier gemütlich am Steg mit Stegfingern (die Zeit des Römisch-Katholischen Anlegens mit Mooringleinen ist anscheinend vorbei). Erst mal ausschlafen, dann kümmern wir uns um die anstehenden Probleme.
1. Gebrochener Rundbolzen am Steuerbord Quadranten
Tja, unser Autopilot ist kaputt und das kommt daher, dass der Bolzen am Quadranten gebrochen ist. Ein Quadrant ist eine Metallscheibe am Ruder, auf welchen die Kraft des Steuerrads geleitet wird und diese in Rotation umsetzt. Gleichzeitig ist die Steuerstange des Autopiloten hier angebracht. Dieser Bolzen ist gebrochen und wir haben erst mal alles abmontiert (Danke an Burkhard für die Hilfe). Der Bolzen war schon mal durch eine Schweissnaht repariert worden und es ist kein Wunder, dass er gebrochen ist, wirkt doch während der Fahrt eine Kraft von ca. einer halben Tonne auf diesem Bolzen. Der Chef der lokalen Werft riet uns das nochmal zu schweissen. Wir lehnen dankend ab. Der Bolzen ist ein Drehteil und wir denken uns, dass es besser ist, den komplett neu anfertigen zu lassen. Wir lernen, dass eine Drehbank auf Spanisch Torno und der Dreher entsprechend Tornero heisst. Mit diesem Wissen fahren wir am Montag in die Hauptstadt Arrecife und fragen uns durch. Nach drei Stunden finden wir den einzigen Betrieb auf der Insel mit einer großen Drehbank (Firma Hermanos Borges in Nähe der Marina) und überreden den Meistertornero uns das Teil aus rostfreiem Stahl nachzubauen. Dauert zwei Tage, da Dienstag und Donnerstag Bankferien sind. Also bekommen wir das Ersatzteil am Mittwoch. Glücklicherweise haben wir einen Mietwagen bis Donnerstag, einen schnuckligen Fiat 500. Der fährt auch eine Ladung Getränke mit aufs Boot. Wasser, Sprudel, Milch.
2. Urlaub
Lanzarote ist besonders, weil der Nordwesten der Insel geprägt wurde von den Vulkanausbrüchen von 1730. Wir fahren also wie fast alle Touristen zum Timanfaya Nationalpark. Dort sehen wir die unwirtliche und unwirkliche Steinwüste aus schwarzem Vulkangestein. Zuerst geht es ins Besucherzentrum, dann in die Montanas del Fuego, wo wir an der Bustour durch die schlimmsten Gebiete teilnehmen. Abschluss unseres Tagesausflugs ist das Haus von Cesar Manrique, dem Playboy und Künstler, der mit seinen Kunstwerken die Insel mitgestaltet hat und heute noch große Verehrung und Respekt seitens der Bewohner erfährt.
Da wir gerne ein Glas Wein trinken, besuchen wir ein Weingut. Man bietet uns einen Besuch im Weinmuseum und eine Verkostung. Wir probieren zwei lokale Weine der mittleren und gehobenen Preisklasse. Beide haben einen typischen Beigeschmack, der wohl vom schwierigen Terroir (Erdboden) herrührt. Weinreben werden auf Lanzarote in Löcher gepflanzt, die bis zum Mutterboden reichen, darüber kommt eine Schicht Vulkangestein, welches sich zur retention von Feuchtigkeit eignet. Um die Rebe vor dem Wind zu schützen wird dann eine kleine Mauer um die Anpflanzung herumgebaut. In manchen Feldern wachsen die Reben auch in Reihen und werden von einer langen Mauer geschützt. Wir haben beschlossen, dass die lokalen Weine nicht unbedingt nach unserem Geschmack sind.
Der Abschluss des Tages ist ein Besuch bei den Discountern Lidl und Mercadona. Wir nutzen den Mietwagen, um unsere Voratsräume bis oben hin aufzufüllen. Heute geht es um generelle Lebensmittel ohne Getränke.
3. Nochmal Arrecife
Wir holen unseren Bolzen beim Tornero ab. Zu unserem Glück ist das Ergebnis absolut professionell. Der Meister hat den Bolzen von Hand ohne CNC oder Programmierung gedreht. Perfekt! Kostenpunkt 70 Euro, viel weniger als normale Ersatzteile. Wir sind happy. Nochmals Besuche bei diversen Discountern. Gestern waren es die generellen Waren, heute geht es um Wein und Frischfleisch.
Freunde haben wir auch gefunden. Neben uns liegt ein TO-Boot namens “Boaty Mc Boatface” mit Wolf und Rolf als Crew. Etwas weiter liegt Burkhard mit seiner Nessaya, ebenfalls TO. In der Nähe noch Thalassa, den Gerüchten nach das alte Boot von Bobby Schenk. Wir kennen die Besitzer nicht, sondern erwähnen das Boot nur wegen des Bekanntheitsgrades.
4. Reparatur und weitere Vorbereitungen
Donnerstag, zweiter Feiertag. Gleich am Morgen wird der Bolzen eingebaut, der Skipper hat noch den passenden Schraubenschlüssel (20/21) besorgt. Kein Problem, nur etwas Bootsyoga. Alles passt, alles in kurzer Zeit festgeschraubt. Kurze Kontrolle – Funktioniert.
Die Skipperin arbeitet mittlerweile das Frischfleisch auf. Zurechtschneiden, marinieren und in handliche Portionen vakuumiert. Alles kommt dann in die Gefrierbox für die Überfahrt die so um die 20 Tage dauern wird.
5. Abreise oder nicht
Freitag wollen wir weiterfahren, aber – oh Schreck – alle Marinas sind voll und nehmen keine Boote mehr auf. Ankern wollen wir nicht. Glücklicherweise finden wir nach einer kleinen Telefonorgie eine Marina auf Teneriffa, die uns eine Reservierung für Sonntag anbietet. Wir bleiben also noch einen Tag und ruhen etwas aus.
Warum die Marinas alle voll sind, können wir uns nicht vorstellen. Dass die Marina Las Palmas immer mit ARC-Teilnehmern voll ist, können wir ja noch verstehen, andererseits soo viele Atlantiküberquerer gibt es dann doch nicht. Also scheint es, dass viele Boote einfach dem schlechten Wetter im Mittelmeer fortgefahren sind und hier überwintern.