Wir sind am Ende unserer Reise angekommen! Die Erkenntnis kommt langsam, tut aber schon ein wenig weh, denn wir müssen uns von Tanuki trennen. Tanuki war unser Haus und unsere mobile Heimat für mehr als 2 Jahre, aber genau wie bei einer Immobilie macht es keinen Sinn, sie nach einem Umzug leer stehenzulassen. Die Aufwendungen für Unterhalt und Liegeplatz sind einfach finanziell nicht zu rechtfertigen. Also bleibt uns nur noch die Möglichkeit Tanuki zu verkaufen. Seit Fidji stehen wir im Kontakt mit einem der größten Bootsmakler Australiens, der Tanuki für uns an einen guten Nachbesitzer vermitteln wird. Hierzu müssen wir Tanuki zunächst zum Stützpunkt des Händlers in Pittwater bringen, welches nur wenige Stunden nördlich von Sydney liegt.
Hierbei ist zu berücksichtigen, dass die Einfahrt in Pittwater über einen sehr flachen Bereich von durchschnittlich nur 2-3m Wassertiefe zu erreichen ist (Tanukis Tiefgang ist 2,25m). Wir müssen also früh Morgens los um noch bei ablaufender Flut in Pittwater einzufahren. Noch vor Sonnenaufgang heisst es also „Anker auf“ und wir fahren wieder hinaus auf See. Mittlerweile hat sich der Seegang beruhigt und wir können ohne Probleme nach Norden motoren, weil mal wieder kaum Wind herrscht. Drei Stunden später fahren wir um Barrenjoey Head in die Bucht von Pittwater ein und überqueren erfolgreich die flache Stelle, wenden uns südwärts und erreichen den Royal Motoryacht Club, der uns für einige Tage einen Liegeplatz reserviert hat. Leider liegen wir am äußeren Steg und nicht in einer Box, sodass wir die Wellen aus dem Pittwater spüren, was auf Dauer sehr unbequem ist. Die Marina ist etwas seltsam, wir spüren einen sehr unangenehmen unterschwelligen Snobismus bei den Bootsbesitzern, den wir aus der Gemeinschaft der Blauwasser-Seglern so nicht kennengelernt haben. Blauwasser-Segler sind in der Regel freundlich und hilfsbereit und passen aufeinander auf, nicht nur weil sie wissen, dass Sie jederzeit auf Hilfe angewiesen sein könnten und oft nicht einfach mal eben die Coastguard oder einen Profi-Mechaniker anrufen können. All das macht Blauwasser-Segler zu einer Gemeinschaft mit einem ganz besonderen Mindset, in dem die Bootsgröße nicht primär von Bedeutung ist.
Victor und Malin, unsere Crew aus Schweden verlassen uns hier am nächsten Tag, um eine ausgedehnte Australienreise zu beginnen. Sie gehen mit unseren guten Wünschen und wir sind traurig weil wir sie zuletzt als Freunde gewonnen hatten. Dann geht es für uns ans Werk. Wir müssen Tanuki leerräumen, alles Wichtige in Kartons verpacken und die Innenräume sauber und präsentabel herrichten. Der Skipper fliegt nach Gold Coast um unser Auto nach Sydney zu fahren und die Skipperin packt und putzt derzeit das Boot. Zwei Tage später kommt endlich das Auto, wird mit Wertsachen vollgeladen und unsere Kisten beim Bootsmakler untergestellt, wo sie dann später von einer Spedition als Zuladung abgeholt werden. Stress pur.
Hier ein paar Bilder unserer Aufräumaktion:
Schließlich ist es soweit. Tanuki wird an eine sichere Mooring des Maklers gelegt, der Import wird abgewickelt von einem Zollagenten und wir bekommen endlich von Customs die Genehmigung Tanuki zu verkaufen. Am gleichen Tag noch wird Tanuki auf der Webseite des Bootsmaklers gelistet und wir starten unsere Reise nach Norden, wo wir – nach Besuchen bei Tochter in Sydney, Freunden in Gold Coast und Sohn in Brisbane – zurück zu unserer Heimat in Cairns fahren.
Fazit unserer Reise: Abenteuerlich und nicht zu vergleichen mit anderen Reiseformen. Wir haben am Ende mehr als 17.000 Seemeilen zurückgelegt, die Welt mehr als halb umrundet, mehrere Ozeane überquert und sind durch den Panama-Kanal gefahren. All dies auf weitgehend nachhaltige Weise und aus eigener Kraft erreicht. Hierbei haben wir eine Menge von Freunden aus vielen Ländern und Erfahrungen gewonnen und unser Ziel schließlich mit Beharrlichkeit und Standhaftigkeit erreicht. Wir sind daran gewachsen und sind stolz auf unsere Leistung und dankbar für Tanuki, die uns nie im Stich gelassen hat.
24/05/2024 um 07:24
Glücklich Euch wohlbehalten wieder zu Hause zu wissen – traurig das die fantastiche Reise zu Ende ist. Es war ein tolles Erlebnis, dank Richards wunderbaren Berichten, Teil Eurer aufregenden Reise zu sein.
Bye bye Tanuki und danke, dass du meine Kinder sicher über die Weltmeere geschippert hast🥰🙋♀️
10/06/2024 um 18:10
Ihr könnt wahrhaftig stolz auf euren zurück gelegen Weg sein und ihr habt einzigartige und interessante Erfahrungen gewonnen. Herzlichen Dank für die tollen Reiseberichte, die daran teilhaben ließen!
Für Tanuki wünsche ich euch neue Menschen, die sie kennen und lieben lernen, Reisen unternehmen und sie pflegen.
Liebe Grüße aus Marburg
Carmen