Unsere Crew, Victor und Malin, kommt am nächsten Tag, großes Hallo, gemeinsames Kochen und eine Einweisung in Bootssysteme, Sicherheit und Wettersituation. Das Wetter ist gut für eine Abreise in den nächsten Tagen und wir werden von Tag zu Tag aufgeregter. Skipper und Crew treffen schließlich eine Entscheidung und schon fordern wir die Offiziellen an, die extra aus Auckland für uns anreisen und sehr freundlich und relaxed sind. Wir haben die Genehmigung bis zum nächsten Morgen zu bleiben und steuerfrei aufzutanken. Geht doch !
Dann fahren wir aus der Marina und müssen gegen die ansteigende Flut und viel Wind und Strömung aus der Bucht herausfahren. Kein vernünftiger Wind, wir motoren bis zum Nordkap und können erst dann Segel setzen. Für unsere Crew ein etwas anstrengender Start, auch für uns, aber ein freundliches Hochdruckgebiet lässt uns dann ruhig in Richtung Australien segeln. Wir freuen uns schon auf unser Ziel, nicht zuletzt weil es in Neuseeland schon etwas kälter geworden ist und der Temperaturunterschied zu Australien mehr als 10 Grad ist, zumindest nach unserem Wetterfrosch.
Vorher kommt noch eine Katastrophenmail herein: Wir waren geplant für eine Ankunft in Coffs Harbour, haben aber versemmelt, dass unsere Ankunft auf das lange Osterwochenende fällt. Customs legt uns daher sehr deutlich nahe, dass wir doch einen anderen Hafen für die Ankunft suchen sollten wo uns Personal trotz Osterwochenende empfangen kann. Das ist schlimm für uns, da die Strecke nach Coffs Harbour wettertechnisch die optimale Lösung für uns gewesen wäre. Nach einer kurzen Konsultation der Wetterkarten legen wir daher die Gold Coast als neuen Ankunftshafen fest und teilen das den australischen Behörden mit. Das wird uns etwas Segelzeit kosten, da Gold Coast nahe von Brisbane deutlich weiter im Norden liegt. Aber da wir hier gute Freunde haben und unser Auto hier geparkt ist, spielt der zusätzliche Zeitaufwand keine Rolle mehr. Unser eigentliches Ziel ist zwar Sydney, aber wir wollen vorher noch etwas Spass an der Australischen Küste haben.
Hier ein Auszug aus dem Logbuch:
Tag 1 (19. März)
Abgelegt in Marsden Cove um 12 Uhr Mittags, das Tanken hat länger gedauert als veranschlagt. Fahren gegen die anlaufende Flut und Gegenwind aus der Bay. Umrunden Bream Head um 14 Uhr unter Motor. Immer noch Wind gegenan. Motoren weiter bis zum Nordcap. Welle 2-3 m, wir werden kräftig durchgeschaukelt. Sowas kommt nicht gut am ersten Tag des Törns, die ganze Crew ist nicht wirklich glücklich. Nachtwachen OK, die Situation wird etwas besser nachdem wir Abstand zum Land bekommen.
Tag 2 (20. März)
Umrunden das Nordkap gegen Mittag. Etmal 118 nm. Segeln endlich mit Kurs WNW platt vor dem Wind mit gesetztem Preventer. Gegen 20 Uhr im NO von Farmer Rock Wal gesichtet. Wind jetzt 12-15 kt und Speed ca. 4-5 kt. Crew erholt sich vom ersten Tag. Keine Änderung von Kurs oder Windrichtung, immer noch Speed ca. 5 kt, segeln unter Vollzeug. Batterien mit 2 Motorstunden aufgeladen. Gegen 20.30 frischt der Wind auf 15 kt auf.
Tag 3 (21.März)
Nacht unruhig mit Wind bis 22 kt. Fahren jetzt in Reff 2 durch die Nacht. Der Autopilot steuert nach Windwinkel und wir werden leicht in Richtung WSW versetzt. Gegen Mittag dreht der Wind weiter und wir wenden. Etmal 101 nm
Tag 4 (22.März)
Bewölkt, wenig Wind mit gelegentlichen Gusts. Jetzt Vollzeug, trotzdem Speed nur 3-4 kt. Etmal 93 nm
Tag 5 (23. März)
Nacht gut, gegen 23.00 sinkt der Wind unter 8 kt. Motor an zum Wachwechsel am Morgen. Fahren etwas nach Norden um Wind zu suchen. Am frühen Morgen Wal gesichtet.
Tag 6 (24.März)
Motoren immer noch, Etmal 150 nm. Füllen unseren Tank mit 100l Diesel aus den Reservekanistern. Der Tank war zwar nicht leer, aber wir machen diese Tankaktionen gerne bei leichtem Wetter, da die Kanister vom Vorschiff geholt werden müssen. Diesel im Tank ist besser als Diesel in den Kanistern!
Tag 7 (25.März)
Nacht unruhig, etwas mehr Wind, setzen Groß und reduzieren Motordrehzahl. Bei Sonnenaufgang mehr Wind. Jetzt unter Vollzeug. Restliche Kanister eingefüllt. Tank jetzt bei ¾. Etmal 143 nm.
Tag 8 (26.März)
Raumer Wind um 10-16 kt. Speed um 4-5 kt. Tiefkühltruhe ausgeschaltet und erste kritische Lebensmittel über Bord geworfen. Drei Stunden Motor um Batterien aufzuladen. Etmal 105 nm.
Tag 9 (27.März)
Wind frischt auf auf 16 kt. Halsen und nehmen direkten Kurs aufs Ziel.
Tag 10 (28.März)
Nacht ruhig, Wind lässt nach, 4 Motorstunden. Wind frischt auf um Mitternacht auf 16-20 kt. Segel in Reff 1. Reffen weiter um Ankunftszeit auf 7 Uhr zu legen. Zeit umgestellt auf Brisbane Zeit (-3h). Ankunft in Gold Coast 7 Uhr am Morgen, letztes Etmal 137 nm.
Um 7 Uhr fahren wir also ein in den Gold Coast Seeway und biegen ab in den South Channel. Viele Boote, viele Jetskis und Schwimmer erfordern die Aufmerksamkeit des Skippers, der Tanuki mit Handsteuerung durch den engen Kanal manövriert. Die Situation ist kritisch, weil viel Verkehr wegen langem Wochenende und anscheinend manche Boote die Verkehrsregeln nicht kennen. Mitten in der engen Einfahrt liegen Sportfischer vor Anker und lebensmüde Schwimmer queren die vielbefahrene Engstelle.
Wir melden uns bei der Verkehrszentrale und erreichen die Marina in Southport etwa eine Stunde später, legen am Zollsteg an und weil dies ein Steg für Superyachten ist fühlen wir uns wie VIPs. Telefonanrufe bei der Marina und bei Customs und zwei Stunden später stehen mal wieder 4 Offizielle vor Tanuki, die das Boot durchsuchen und keine Beanstandungen haben. Man klärt uns auf, dass Tanuki importiert werden muss und beschränkt solange unsere Bewegungsfreiheit auf die nähere Umgebung von Brisbane. Der Offizielle von Biosecurity zeigt sich erstaunt, dass wir sogar an den Staubsaugerbeutel gedacht haben (mal wieder) und moniert nur unsere Popcornvorräte weil die Körner prinzipiell zum Keimen gebracht werden könnten. Das sei zwar kommerziell verpacktes Mikrowellenpopkorn, er muss es aber trotzdem konfiszieren was uns 160$ für eine Mülltüte kosten würde. Gegen gutes Zureden erlaubt er aber schließlich der Skipperin das Popcorn zuzubereiten und schon liegen 5 Tüten mit durchgegartem Mikrowellenpopcorn in der Pantry, welche dann nicht mehr beanstandet werden. Wir sind offiziell „drin“.