Die Straße von Messina ist eine Meerenge zwischen Sizilien und Italien, knapp oberhalb der sizilianischen Stadt Messina. Durch diesen engen Bereich gehen pro Tag teilweise mehr als 50-100 große Frachter und müssen koordiniert werden um keine kritischen Situationen zu verursachen. Man hat daher hier ein sogen. Verkehrstrennungsgebiet (VTG, engl. TSS = traffic separation scheme) eingerichtet, welches getrennte Fahrspuren für den Gegenverkehr vorschreibt. Eine Verkehrsleitstelle (Messina VTS) wacht über dieses Gebiet und koordiniert den Durchgang. Erschwerend kommt hinzu, dass starke Gezeitenströmungen in der Strasse auftreten, die teilweise bis zu 5-6 kt betragen können, also vom Motor von Tanuki fast nicht zu bezwingen sind. Optimale Vorbereitung ist also angesagt, um Wind, Strömungen und Verkehr bei der Durchfahrt zu berücksichtigen.
1. Ankern vor Gallico Marina
Die italienische Internetseite, welche die Gezeiten in der Straße anzeigt, gibt nach einigem Studium 6 Uhr morgens als günstige Zeit für einen Transfer nach Norden an. Die Windverhältnisse sind dann auch geeignet, also setzen wir 6 Uhr als Durchgangszeit fest. Der Durchgang dauert ca. 90 Minuten in denen sich die Verhältnisse nicht sonderlich verändern. Eine geeignete Ankerstelle knapp vor dem VTG ist schnell gefunden, der Strand von Gallico Marina.
Wir fahren von Taormino nach Norden und melden uns zunächst bei der Verkehrsleitzentrale an, teilen Ihnen mit, dass wir vor dem VTG ankern wollen und am nächsten Morgen um 6 Uhr durchgehen wollen. Da im Umfeld der Straße Ankern nicht überall gestattet ist, fragen wir nach und bekommen die Erlaubnis, vor Gallico Marina zu ankern, da hier das VTG noch nicht beginnt.
Wir kommen am Nachmittag an und suchen uns eine geeignete Ankerstelle die wir schnell in 5m Wassertiefe finden. Zunächst fliegt ein Löschhubschrauber der Feuerwehr lautstark alle 5 min. an uns vorbei und nimmt Wasser auf. Gegen 17 Uhr ist dann Ruhe und nur laute Musik aus dem Strandresort ist zu hören, allerdings bis um 4 Uhr früh. Dazwischen mal ein Strandfeuerwerk. Egal, wir können eh nicht gut schlafen und wachen schon um 5 Uhr auf für einen Kaffee und eine schnelle Katzenwäsche.
2. Die Straße von Messina
Los geht es unter Motor. Wir melden uns brav bei Messina VTS an und erhalten die Anweisung am äußersten Rand der rechten Fahrspur loszufahren. Machen wir! Die Strömung ist zunächst mit uns, wir fahren 7 kt und passieren Villa San Giovanni ohne Probleme. Der Fährverkehr der hier das VTG kreuzen darf ist stärker als der eigentliche Verkehr in der Straße. Das VTG ist Z-förmig angelegt und wir machen bald unsere erste Kursänderung nach Starbord. Ab jetzt ist etwas Strömung gegen uns (ca. 0,5 kt) und wir kommen gut voran. Ein amerikanisches Boot fährt an uns vorbei, ohne AIS und auf der falschen Seite (ein Geisterboot?). Wenn die erwischt werden, drohen Bußgelder von mehreren tausend Euro. Egal. Wir machen bald unsere finale Kurskorrektur nach Port und verlassen schließlich das VTG. Abmelden bei Messina VTS über Funk und weil wir nett sind teilen wir noch mit, dass wir nun in Richtung Nordwest zur Sizilianischen Küste abdrehen.
Fazit: Wir haben uns an die Regeln gehalten, die Verkehrsleitzentrale war freundlich und hilfsbereit, unsere Vorbereitung hat gestimmt. Wir hatten keine Probleme mit starken Gegenströmungen oder Wirbeln (Eddies) und der Verkehr war minimal.
3. Marina Poseidon in Milazzo
Wir fahren direkt weiter und wollen noch eine Nacht in eine Marina gehen um unsere Wasservorräte aufzufüllen. Nach Studium der Karte suchen wir uns die Marina Poseidon in Milazzo aus, weitere 4 Stunden von der Strasse von Messina entfernt. Kein Problem, wir rufen dort an, jemand meldet sich auf italienisch und legt gleich wieder auf. Hääh? Wir rufen weitere 10x an und niemand hebt ab. Wollen die kein Geld verdienen (Hafengebühr ca. 100€)? Immer näher kommen wir der Marina und kurz vorher folgt ein Versuch die Marina per Funk zu erreichen. Man teilt uns mit, dass sie kein Englisch sprechen und wir weggehen sollen? Was nun. Die Skipperin nimmt das übel, also fahren wir mit Vollgas auf die Marina zu und ein Marinero winkt uns schließlich doch einzufahren und gibt uns dann einen Platz ganz aussen. Die Anmeldung im Marinabüro erfolgt mit Hand-und-Fuss Kommunikation sowie Google Translate. Dann Wasser auffüllen, Tanuki abspritzen und Pizza essen. Am nächsten Morgen geht es gut ausgeschlafen weiter.
4. Äolische Inseln – Volcano
Es geht zur südlichsten der äolischen Inseln (Isole Eolie), Volcano. Heiss beliebt bei Seglern wegen schöner Ankerstellen und dem Star, einem mehr oder weniger inaktivem Vulkan mit tollem Weg um die Caldera. Wir fahren ca. 5 Stunden, sehen von ferne den Stromboli (nördlichste Insel) und ankern in der südlichen Ankerstelle, Spiaggia del Asimov (heisst die so wegen dem berühmten Science-Fiction Autor?). Es ist voll – mindestens 20 Boote ankern hier in allen Größen. Wir haben Glück, dass ein Boot das Feld verlässt und wir uns noch hineinquetschen können. Wir brauchen drei Versuche, bis die Skipperin zufrieden ist. Der Anker liegt auf Seegrass. Deckhand Max taucht zur Kontrolle und -oh Schreck- der Anker liegt verkehrt herum. Max dreht ihn von Hand und der Skipper fährt den Anker mit Maschine in den Grund. Neuer Tauchgang – passt, der Anker ist drin. Es gibt leckere Hühnchen-Involtini mit Kartoffeln und Bohnen zum Abendessen. Gegen 21 Uhr sind nur noch 4 Boote vor Anker. Leider ist der Schlaf etwas unerquicklich wegen Schwell von Süden.
Wir fahren am nächsten Tag zum Nordende der Insel und schauen in den nördlichen Hafen (Porto di Levante) hinein. Drei Fähren kreuzen unseren Weg und wir beschließen, dass wir da nicht hinwollen. Es geht weiter um den Nordzipfel zur Nordwestlichen Ankerbucht (Porto di Ponente). Hir herrscht auch Enge und wir nehmen die Herausforderung für Präzisionsankern auf 5-6m an. Drei Versuche und wir sind drin. Der Anker fällt auf Sand und greift sofort. Tauchkontrolle – alles ist gut.
Eine malerische Bucht mit mehreren Hotels, die Gäste sind vornehmlich Italiener. Das Wasser ist klar und angenehm warm. Urlaubsstimmung kommt auf. Leider ist der Vulkan gesperrt wegen Gasbildung, wir sehen Fumarolen gelblich dampfen. Also leider kein Spaziergang zum Gipfel. Dafür viel Spass im glasklaren Wasser. Wir bleiben drei Tage lang, so gut gefällt es uns.