Nachdem wir endlich offiziell in Australien eingereist sind, muss Tanuki zunächst einmal aufgefüllt werden. Das betrifft nicht nur die Biervorräte, sondern insbesondere die Lebensmittel. Glücklicherweise gibt es auch hier jede Menge Supermärkte und wir gehen erst mal bei Aldi einkaufen. Die Marina erlaubt uns für einige Tage am Superyachtparkplatz zu bleiben und wir beschließen noch drei Tage hierzubleiben. Unser Freund Florian, der passionierte Sportfischer besucht uns gleich am Steg und bringt frisch gefangene Fische mit. Dafür gehen wir dann zusammen mit Florian und seiner Familie zum Abendessen.
Quasi mit uns zusammen war Moana in Gold Coast eingelaufen und wir freuen uns sehr einen Nachmittag mit Moanas Crew verbringen zu können. Moana kennen wir seit Tahiti und sind ihnen immer wieder mal begegnet. Zeit, diese Bekanntschaft zu pflegen.
Wir freuen uns und fühlen uns schon wieder wie zu Hause.
Die Wettersituation sieht dagegen nicht gut aus. Gewitter und Stürme mit mehr als 40 kt Wind sind vorhergesagt, keine Chance für uns in einem Rutsch nach Sydney zu kommen. Es bliebe aber die Möglichkeit, die Strecke quasi zu halbieren und das Schlechtwetter in einem gemütlichen Hafen abzuwettern. Klingt gut. Als nautische Anwohner von Queensland kennen wir die Probleme der lokalen Hafeneinfahrten. Hierzulande entsteht an Flussmündungen meistens eine begrenzte Sandbank, die variabel in Wassertiefe und Ausdehnung ist und nur unter optimalen Bedingungen ohne Risiko zu queren ist. Solche „coastal bars“ gibt es in fast allen Einfahrten zu Marinas und Flüssen, wir haben daher einen ordentlichen Respekt. Bei der Planung von Küstenfahrten ist es daher angeraten alle möglichen Informationen zu berücksichtigen und neben einem Plan A auch noch Pläne B und C einzukalkulieren. Machen wir also und planen unsere Abreise stante pede um nicht in das Schlechtwetter zu geraten was eine weitere Woche Aufenthalt in Gold Coast bedeuten würde. Als Zielhafen haben wir Port Mcquarie ausgesucht, der allerdings den Nachteil eines anspruchsvollen “coastal bars” hat. Mal sehen. Die Skipperin hat in Zwischenzeit mit Customs gesprochen und wir bekommen die offizielle Genehmigung Tanuki nach Sydney zu verlegen. Also geht es am 2. April um 8:40 Uhr los. Wir verlassen Gold Coast bei strahlendem Sonnenschein und wenig Wind unter Motor und biegen dann nach Süden ab. Melden uns brav bei BrisShipping ab und sagen in Sydney Bescheid, dass wir kommen.
Das Wetter meint es nicht gut mit uns. Zwar hilft uns die starke Küstenströmung in unsere Richtung, die Segelbedingungen sind aber mehr als schlecht. Abgesehen von kurzen Strecken motoren wir nach Süden. Während der Nacht können wir auf Vorwindkurs segeln, der Seegang nimmt allerdings zu und die Wellen kommen von hinten, was unserem Autopiloten nicht wirklich bekommt. Wir steuern per Hand für einige Stunden und nachdem der Autopilot ausgeruht hatte setzen wir die Wachen auf 2h an. Am Morgen dreht der Wind gegen uns und frischt auf 20 kt auf. Motor an. Unbequem ist, dass die Wellen auf über 3m zunehmen und Tanuki zunehmend in Wellentäler kracht. Wir fahren also im Idealwinkel gegen die Wellen und kreuzen uns voran. Bei diesen Bedingungen weigert sich der Skipper über den coastal bar in Port McQuary zu fahren und es tritt Plan B in Kraft. Nach Konsultation des neuesten Wetterberichts beschließen wir, bis Port Stephens weiterzufahren. Hier ist die Einfahrt riesig und wir müssen nicht über einen flachen “coastal bar” fahren.
Die Situation bleibt über Nacht unangenehm, die Wellen konstant über 3m und hinzu kommen noch Regenfälle. Wir erreichen Port Stephens rechtzeitig vor dem Sturm und fahren um 16.30 in die Bay. Dort wollen wir eigentlich in die Marina einlaufen. Denkste! Die Marina hat unsere Reservierung vergessen und versucht uns mit Blick auf das schlechte Wetter einen Gastliegerplatz für 300$ zu verkaufen. Die zweite Marina in der Nähe bietet uns auch einen Platz für vergleichbares Geld. Nein sagen wir zu solchen unseriösen Angeboten. Wir haben vor der Marina eine freie public mooring (pink) entdeckt und machen dort fest. Public moorings werden vom Staat kostenlos für Boote zur Verfügung gestellt und sind in der Regel gut kontrolliert und so sicher wie man das erwarten kann.
Gegen Abend beginnt der Sturm. Wir sind gut geschützt, tief in der Bay und messen Windstärken bis 30 kt am gut geschützten Ankerplatz; wir wagen nicht zu schätzen, welche Windstärken auf offener See wüten. Zur Sicherheit setzt der Skipper Ankerwachen (na ja, eigentlich Mooringwachen, aber den Begriff gibt es nicht) und eine Funkwache für den Notfallkanal an. Dort ist auch jede Menge los. Mehrere andere Boote in der Bay driften bei nichtsitzendem Anker der auch nicht zu bergen ist und produzieren Beinahezusammenstöße. Die Coastguard beruhigt, fährt aber nicht raus. Unsere Mooring hält uns stabil und sicher. Irgendwann nach 1 Uhr in der Nacht lässt der Sturm nach und wir können uns endlich etwas ausruhen. Skipper und Crew einigen sich auf einen Badetag zum relaxen und zum Aufladen der biologischen Batterien. Gutes Essen, etwas Badespass und Ruhe nach dem Sturm bringen die Lebensgeister zurück. Unser Plan B hat den Vorteil, dass wir nur eine kurze Strecke bis Sydney haben, die wir über Nacht fahren wollen.
Los geht es also am nächsten Tag um 16.30. Kaum Wind, aber immer noch reichlich Seegang vom Sturm, wir schätzen ca. 4m Welle. Glücklicherweise nimmt der Seegang hinter dem nächsten Kap (Point Stephens) ab, an Segeln ist aber immer noch nicht zu denken. Sydney sehen wir aus der Ferne knapp nach Sonnenaufgang. Die Hafeneinfahrt wird umrahmt von hoch aufragenden Felsen. Wir fahren durch ein Verkehrstrenngebiet (an das sich niemand zu halten scheint) direkt in den inneren Hafen und sehen schon von fern die Zielobjekte unseres Interesses.
Vorbei am berühmten Opernhaus fahren wir unter der Hafenbrücke durch, drehen um und ankern frech direkt neben dem Opernhaus für die Nacht. Wir feiern hier quasi den Abschluss unserer Reise mit Champagner und gutem Essen, wie immer gekocht von der Skipperin. Es stellt sich heraus, dass unser Crewmitglied Victor seine Kameradrohne dabei hat und wir müssen ihn nicht lange überreden, von uns und Tanuki mehrere Luftaufnahmen anzufertigen. Kostenlos erhalten wir am späteren Abend noch die Klänge der Open Air Bühne des Opernhauses inclusive eines Mini-Feuerwerks. Was für ein Abschluss einer langen, inspirierenden und ab und zu auch beschwerlichen Reise.