SV Tanuki

Sailing into the Blue

Italien! Wir kommen.

Langstrecke ist angesagt. Wir wollen von Zakynthos direkt nach Italien und die Wetterbedingungen sind optimal. Das Boot liegt im Hafen, die Speisekammern sind voll und die Skipperin war beim Frisör. Wir sind ausgecheckt und haben unser Logbuch zurückgegeben, also sind wir definitiv abreisebereit. Ein letztes mal griechisch essen und dann geht’s los am Morgen gegen 11 Uhr.

1. Überfahrt

Die Wetteranalyse hat diesmal etwas länger gedauert. Wir studieren Wetterdaten von drei verschiedenen Quellen (Griechenland, Windy, Predictwind) und laden die neuesten GRIB-Daten runter. Mit diesen berechnet unser Navigationsprogramm einen Kurs, der uns während der Überfahrt optimale Segelbedingungen liefert (sogen. weather routing). Das ist etwas komplex, da sich Windrichtung und -stärke ja über den Verlauf von zwei Tagen ständig ändern. Wir wundern uns über die Segnungen der Technik. Sicherungsleinen werden angebracht, Rettungswesten bereitgelegt, Rettungsmittel werden gecheckt und das Boot seetüchtig gemacht, geht es doch eine Strecke über das offene Mittelmeer. Leinen los!

Zunächst segeln wir die Küste von Zakynthos hoch und folgen einer amerikanischen Yacht, die wir kurz kennenlernen durften – sie waren ca. 1 Stunde vor uns losgesegelt. Dann heißt es erst mal so weit wie möglich nach Norden (Luv) um einen besseren Winkel zum Wind zu bekommen. Wir segeln also am Wind in Richtung der Küste von Kefalonia. Kurz vor der Küste wenden wir (etwas zu früh, unser Buddy Boat war cleverer und segelt weiterhin ca. 3 Seemeilen in Luv) und nehmen endlich Kurs auf Italien. Zunächst haben wir mit mehr als 1m Welle und 20-25 kt Böen zu kämpfen, der Wind lässt aber ein paar Stunden später nach und beschert uns gute Segelbedingungen für unsere erste Nacht. 3-Stunden Wachen werden eingeteilt und wir segeln bei angenehmen 10-12 kt Wind durch die Nacht. Unser Ziel liegt an der „Schuhsohle“ Italiens. Kurs und Wetterbedingungen werden ständig kontrolliert und das Wetterrouting alle paar Stunden neu berechnet. Wir reffen die Segel zur Sicherheit während der Nacht um Segelmanöver zu minimieren. Vorbereitetes Chilli con Carne gibt’s als Abendessen.

Am nächsten Tag wird Strecke gesegelt in Richtung Kalabrien. Nicht viel los, Segel wollen gelegentlich justiert werden, wenn der Wind allzu müde wird motoren wir eine Weile und die Kontrolle von Wetter und Winddaten alle paar Stunden vertreiben die Langeweile. Mittlerweile haben wir keinen Internetempfang mehr und neue Wetterdaten kommen per Kurzwelle an. Glücklicherweise ist das Wetter stabil und der Wind kommt konstant aus Nord bis Nordwest aus der Adria. Wir wundern uns, dass wir die Strecke absegeln können mit lediglich zwei Wendemanövern (davon eines bereits gemacht, das andere ausstehend). Am Abend kommt dann das zweite Manöver. Wir ändern den Kurs von SüdWest nach NordWest und wenden. Den optimalen Punkt für diese Wende hat der Bordcomputer berechnet und schon kommen die Segel über und der neue Kurs liegt an. Das Ziel ist die kleine Marina in Rocella Ionica wo wir uns von den Strapazen der Überfahrt erholen wollen. Nach einer ruhigen Nacht erreichen wir das Ziel am nächsten Mittag. Es ist gerade Siesta. Der Hafenmeister bittet uns erst zwei Stunden später einzufahren, wir können ihn auf 90 Minuten runterverhandeln und beschließen, nochmal die günstig gelegene Tankstelle zu besuchen. Dort liegen zwei Boote der Finanzpolizei (Guardia di Finanza) und halten Mittagspause. Es entspinnt sich ein nettes Geplauder der Crews mit dem Skipper und die cleveren Beamten prüfen gleich mal unser Unterlagen, die selbstverständlich ohne Beanstandung akzeptiert werden. Wir bekommen ein Protokoll der Kontrolle und die Beamten eine durchgeführte Kontrolle, quasi ohne großen Arbeitsaufwand. Alle sind zufrieden. Tanuki tankt auf und wenig später nimmt ein freundlicher Marinero unsere Leinen an für einen Platz am Pier zum Längsseits liegen. Wir sind „drin“ in Bella Italia!

Behördenbesuch: Marinabüro, Hafenkapitän der Küstenwache, keine Probleme. Tanuki bekommt noch eine schnelle Wäsche mit Süßwasser um das Salz abzuspülen. Es gibt eine Pizzeria im Hafen, die wir am späten Nachmittag „überfallen“ und ab geht’s in die Kojen um die Schlafdefizite auszugleichen.

2. Vor Anker vor Spropolo

In Italien ankert man etwas anders als in Griechenland. Einerseits gibt es strikte Bestimmungen, z.B. muss ein Abstand von mindestens 200m vom Strand eingehalten werden, das Hauptproblem ist für uns aber, dass es quasi keine sicheren Ankerbuchten gibt. Man ankert also platt vor dem Strand und ist Wind und Welle aus drei Richtungen ausgesetzt.

Wir legen ab nach einem weiteren Hafentag und motorsegeln die Küste entlang bis zu unserer ersten Ankerposition in Spropolo. Dort fällt der Anker in 6m und wir verbringen eine etwas wacklige Nacht. Na ja, wir hatten schon schlimmere Nächte. Spropolo liegt bereits an der „Fußspitze“ Italiens und wir bekommen bereits im Dunst einen ersten Blick auf Sizilien.

Abb. 1: Vor Anker bei Spropolo. Relativ ungeschützt.

3. Taormina

Wir motoren am nächsten Morgen los und überqueren die Enge zwischen Festland und Sizilien. Der Verkehr ist mäßig, gelegentlich kommt mal ein großes Frachtschiff vorbei und wir können problemlos ohne Kollisionen durchsegeln. Bereits hier zeigt sich der Verkehr durch die Strasse von Messina. Wir laufen gegen Nachmittag ein in die Bucht von Taormina, einem malerisch gelegenen Touristenort an der Ostküste Siziliens. Schon viel früher hat uns die Aussicht auf den Ätna begrüßt und wir blicken gebannt auf den Gipfel dieses aktiven Vulkans. In der Bucht herrscht Chaos, wir entscheiden uns, an einer kostenpflichtigen Boje festzumachen und werden von einem eifrigen Marinero (Bojero?) begrüßt und befestigt. Mit dem Dinghy geht es in Richtung Strand, wir können das bei einem freundlichen Bootsverleiher unterbringen und los geht es mit dem Bus in die Stadt und zu einem frühen Abendessen. Taormina klebt am Berg, die Verbindung ist eine enge und kurvenreiche Straße, die nach oben führt. Der Horror für uns, der Busfahrer sieht das etwas gelassener und fährt mit akrobatischen Manövern und gelegentlichem wildem Gestikulieren um die engen Kurven. Hatten wir uns bereits in Griechenland gewundert, wie viele Touristen durch die Häfen strömten, hier sehen wir jetzt quasi die dreifache Menge. Wir treten ein in die Stadt durch ein altes Stadttor und werden von der Woge der Touristen absorbiert, bis wir schließlich ein Restaurant besuchen. Im Vergleich zu Griechenland sind die Preise ca. doppelt so hoch, dafür ist die Qualität der Speisen aber auch deutlich besser als dort. Zurück zum Boot wieder per Bus und Dinghy.

Am nächsten Tag früh aufstehen und wieder per Dinghy und Bus in das Örtchen Taormina um weitere Sehenswürdigkeiten zu besuchen. Wir besuchen das alte Theater aus der Römerzeit und stellen fest, dass in vielen unseren Fotos, der leicht vor sich hin dampfende Ätna das Motiv „photobombed“. Weiterer Spaziergang durch die Stadt und ein leichtes Mittagessen. Danach wieder zurück zum Boot und gemütlicher Nachmittag. Wir warten darauf, dass George unsere Gebühren für die Boje kassiert, aber nix passiert. Egal. Am nächsten Morgen geht es weiter.      

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