SV Tanuki

Sailing into the Blue

Kreta 1 (unsere ersten Delfine)

Die Überfahrt vom Festland nach Kreta ist kritisch, weil im Sommer oft starker Meltemi durch die Ägäis fegt. Dieser überwiegend nördliche Wind wird dann an den Rändern von Kreta noch durch Kappeffekte verstärkt und kann Sturmstärke und Seegang bis 4m verursachen. Wir hatten Glück und ein gutes Wetterfenster und haben die Strecke in zwei Etappen gesegelt. Die erste Etappe führt uns am südlichen Kap des mittleren Fingers vom Peleponnes vorbei und zum südlichen Ende von der Insel Kythera.

1. Kythera

Kapsalion, unseren Hafen für die Nacht erreichen wir am am späten Nachmittag. Es ist ein kleiner Ort, nahe der Inselhauptstadt Kythira. Der Hafen hat aber einen langen Kai an dem Yachten entweder Längsseits oder vor Buganker anlegen können. Fairness gebietet, die Buganker Variante zu wählen, da hiermit der Platz für mehr Boote optimal genutzt werden kann. Beim Einfahren sehen wir eine Yacht quer mit Buganker neben die wir uns gerne setzen wollen. Leider sehen wir sehr spät, dass diese Yacht lange Leinen seitwärts ausgebracht hat und wir damit nicht daneben gehen können. Also Plan B: wir gehen etwas weiter am Rand längsseits an den Kai. Wer zuerst kommt…….

Etwas später erscheint noch eine Motoryacht, die in Abstimmung mit uns ebenfalls längsseits festmacht, dann ist der Kai voll besetzt. Kurz vor Abend kommt noch eine Segelyacht, die mangels Platz am Kai in der Mitte des Hafenbeckens ankert. Wir gönnen uns nach langem Segeltag ein Abendessen in einer lokalen Taverne und haben eine gute Nacht.

2. Gramvousa

Am nächsten Tag ist frühes Aufstehen angesagt, wir verlassen den Hafen um 5.30 Uhr kurz vor Sonnenaufgang zusammen mit unserem Nachbarboot. Der Wind frischt auf und erreicht 10-15 Knoten am späten Vormittag, dreht von recht voraus auf querab. Ideales Segelwetter, wir laufen 6-7 Knoten unter Vollzeug.

Auf dieser Strecke treffen wir auch unsere ersten Delfine, die 10 Minuten mit uns schwimmen und schamlos mit ihren Kunststückchen angeben. Irgendwie schreiben alle Segelblogger über ihre Begegnungen mit Delfinen und als Leser ist man davon nicht so angetan. Für uns ist es jedoch das erste Mal und wir staunen uns die Augen aus dem Kopf. Bei erster Sichtung reagieren wir mit einem lauten Schrei „alle Mann an Deck“ und zollen den „Flippers“ unsere uneingeschränkte Hochachtung.

Vorbei geht es an Antikythera, einer etwas kleineren Insel auf ungefähr hälftiger Strecke. Antikythera ist weltbekannt, da dort im Jahre 1900 ein gesunkenes römisches Schiff gefunden wurde, welches neben anderen Schätzen den sogen. Antikythera Mechanismus enthielt. Dieser wurde in mühsamer Arbeit untersucht und als analoge (mechanische) Rechenmaschine identifiziert, um die Positionen der damals bekannten Planeten zu berechnen. Dies in einer erstaunlichen Präzision und handwerklicher Ausführung. Mehr dazu im Internet unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Mechanismus_von_Antikythera

Neben der Insel frischt der Wind auf (wohl ein Strömungseffekt durch die Insel und ihre Kaps) und erreicht mehr als 20 kt mit deutlich sichtbaren weißen Gischtkronen auf den Wellenbergen. Wir reduzieren die Segelfläche auf „Handtuchgröße“.

Und weiter geht es an den nordöstlichen Zipfel von Kreta, den wir am späten Nachmittag nach mehr als 10 Stunden Segeln erreichen. Unser Plan ist es hier in einer geschützten Ankerbucht zu übernachten.

Gramvousa ist eine kleine Insel, welche vor der Küste von Kreta eine geschützte Lagune bildet. Der immer noch blasende Meltemi mit 10-15 kt ist zwar zu spüren, aber die Bucht ist gut gegen Schwell geschützt. Zur Erklärung: Meltemi ist ein lokales Windmuster, welches einen Wind aus Nordwesten bis hin zu Sturmstärke über der Ägäis bezeichnet: https://de.wikipedia.org/wiki/Meltemi

Wir ankern neben einem kleinen Steg, an welchem sich drei Touristenschiffe angelegt haben. Touristen besuchen den davorliegenden Strand oder wandern zur darüberliegenden Festung, ein bekannter Aussichtspunkt. Kurze Zeit später werden wir von einem doppelt so großen Boot weggescheucht, welches ebenfalls noch dort anlegen will. Wir sind nett und ankern um, auf die andere Seite des am Ufer liegenden Schiffswracks “Dimitrios P” welches dem Strand seinen Namen verschafft. Dort liegen wir gemütlich und sehen uns das bunte Treiben der Ausflugsboote an. Trauben von Touristen werden an Land gelassen und wandern wie Ameisen den Hügel hinauf, die Boote hupen lautstark um die Badegäste später wieder einzusammeln und dann legt man ab um Platz für das nächste Boot zu machen. Gegen 18 Uhr ist der Spuk endlich vorbei und lediglich einige kleinere Boote kommen noch. Wir ankern wieder um und suchen uns eine maximal windgeschützte Stelle in Strandnähe. Dinghi runter, Skipperin und Sohn rudern an Land und absolvieren das Touristenprogramm, allerdings ohne Badespaß (Wasser zu kalt). Der Wind weht stetig weiter, laut Wetterbericht sollte er gegen 21 Uhr abflauen. Denkste!

Da wir kreativ in Landnähe auf 3-4m Tiefe geankert haben, ist die Nacht nicht genial. Der Wind weht bis in die frühen Morgenstunden, aber der Anker tut verlässlich das was er soll, will aber trotzdem immer mal wieder kontrolliert werden. Skipper und Skipperin schlafen im Stundenmodus und kontrollieren abwechselnd und unabgesprochen die Situation. Das stört den Anker kein bisschen, er hält halt. Um 7 Uhr geht es raus zu einem Sonderprogramm. Genau gegenüber in der Bucht befindet sich der Strand von Balos und die flache Balos Lagune. Wir hatten beschlossen, diese für ein Frühstück zu besuchen und motoren daher 5 Minuten zum wohl meistfotografierten Strand auf Kreta.

Von unserem Ankerplatz aus ist er nicht sonderlich beeindruckend, wohl aber touristisch aktiv. Obwohl noch vor 8 Uhr sind bereits Badegäste dort (ob die wohl Liegen reservieren? Es gibt hier kein Hotel, da Naturschutzgebiet). Gegen 8:30 Uhr kommen die ersten Ausflugsboote an und als dann auch noch mehrere Jetskis einen Heidenlärm verursachen trollen wir uns und segeln lieber weiter.

3. Chania

Wir segeln um den Nordwestzipfel von Kreta herum und laufen den Hafen von Chania an. Kurz mit dem Hafenmeister telefoniert, der uns rät, einfach reinzufahren und mit 50m Kette eine freie Position am Kai zu belegen. Er käme dann um 19 Uhr für die Formalitäten.

Wir staunen nicht schlecht, als wir den Hafen anfahren, ein alter Leuchtturm begrüßt uns zusammen mit gefühlt hunderten von Kleinbooten, Glasbodenbooten und sogar kleinen U-Booten. Der Kai für die Yachten ist schnell gefunden, eine Einladende Lücke auch, leider stellen die schnellen Kleinboote ein Hindernis dar, weil sie kein Verständnis für unsere Anker und Anlaufmanöver zu haben scheinen. Der Skipper ist genervt, wir kommen aber trotzdem irgendwie beim ersten Versuch in unsere Lücke und freundliche Menschen nehmen unsere Heckleinen an. Der Abstand zum Kai ist noch gerade klein genug, damit unsere Passarelle (Planke) ausreicht ihn zu überbrücken. Also ist Balancieren angesagt um nicht seitlich ins Hafenbecken zu fallen…..

Wir liegen direkt an der Hafenpromenade. Hatten wir zwar schon mal, aber hier ist die Schar der Touristen unabzählbar. Spiros der Hafenmeister kommt vorbei und nimmt den Skipper mit ins Hafenbüro, welches in einem ehemaligen Hammam liegt. Er ist kurz angebunden, aber sehr freundlich. Wir zahlen ca. 30 Euro für zwei Tage, brauchen keinen Strom 😊 und buchen lediglich für weitere 3 Euro 1000 l Trinkwasser um unsere Tanks zu füllen. Nächste Station ist die Hafenpolizei und siehe da, es geht auch freundlich, was wir nach den letzten Erfahrungen sehr begrüßen. Die nette Dame im Büro zeigt sich beeindruckt von unserer Vorbereitung und der Tatsache, dass wir für sie bereits Kopien von allen Dokumenten ausgedruckt haben. Kein Problem. Wir reden noch kurz über die mögliche Sperrung des Seegebiets durch das Militär und dann bekommen wir unproblematisch den Stempel im Logbuch. Dann Abendessen in einer Taverne und erst mal ausschlafen. Kein Problem, selbst mit der lauten und eigentümlich tonalen lokalen Musik aus den Tavernen an der Promenade (bei uns ein elektronisch verstärktes Duo aus Lyra und Gitarre mit Gesang).

 Chanias Hafen ist venezianisch aus dem 14. Jahrhundert, der Leuchtturm (und der alte Hammam) sind deutlich osmanisch geprägt. Die Kirche Agios Nikolaos hat sogar ein ehemaliges Minarett anstelle des rechten Glockenturms. Mehr dazu im Internet unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Chania

Uns gefällt es hier und wir entscheiden spontan, noch eine weitere Nacht zu bleiben.

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