Schon mehrfach haben wir beschrieben, wie wichtig das Seewetter für unsere Überfahrten ist. Eine gute Wetterplanung macht den Unterschied aus zwischen einem entspannten Segeltörn bei guter Geschwindigkeit und einer stressigen Fahrt bei Schietwetter (ich spreche hier absichtlich nicht über eine höhere Gefährlichkeit). Zum Glück ist unsere nächste Strecke eher locker, wir rechnen mit drei bis vier Tagen und einem etwas holprigen Start für den ersten Halbtag, dann aber ruhigem Wetter.
Es geht von Santa Marta bis nach Panama. Für Panama braucht man die übliche Einklarierung und ein sog. Cruising Permit. Laut den Informationen aus dem Netz kann man im ersten Hafen (Puerto Obaldia) problemlos einklarieren, es gibt aber kein Cruising Permit, hierfür muss man wohl nach Colon fahren. Das ist sehr schade, da die schönsten Inseln der Karibik, die St. Blas-Inseln direkt auf dem Weg liegen und ohne Cruising Permit geht nix, bei Androhung hoher Strafen. Aber halt, einige Boote berichten, dass es wohl doch ein Cruising Permit in Puerto Obaldia gibt. Was denn nun, wir sind verunsichert? Nach einer Besprechung mit mehreren anderen Booten in Santa Marta entscheiden wir mit der Herde direkt nach Colon zu fahren und die St. Blas-Inseln später zu besuchen. (War ein Fehler – das wissen wir jetzt. Der Hafenmeister in Puerto Obaldia hat das Formular für das Cruising Permit).
Los geht es also am Mittwochmorgen, wir verlassen Santa Marta schweren Herzens, haben wir doch mittlerweile die Südamerikanische Kultur schätzen und lieben gelernt. Kein Problem aus der Box zu fahren, wir stürzen uns auf die gerade freie Tankstelle, tanken noch einmal voll und dann geht es los. Zunächst mal mit Motor weg vom Land um einen besseren Windwinkel zu bekommen und gehörig frei von der Mündung des Rio Magdalena zu kommen, der bei Baranquilla viel Müll in den Atlantik spült. Dann Kurs parallel zur Küste in ca. 10 sm Abstand nach Südwest. Mit gutem Wind um die 20 kt machen wir 6-7 kt Geschwindigkeit (jetzt ohne Motor) und fahren in die Nacht. Nachdem es am Nachmittag noch einzelne Böen in den mittleren 20ern gegeben hat, begrüßt uns der neue Tag mit Wind um die 10-12 kt. Vollzeug ist angesagt, unsere Segel freuen sich, dass sie mal ganz ausgerollt werden. Wir machen zwar nur noch 4-5 kt. Fahrt, dafür aber stressfrei. Das Boot unserer Bekannten (Na Kika) ist mittlerweile davongezogen (hatten sie es eilig oder fahren wir Regatta? Wir vermuten ersteres), wir sehen aber noch ein Deutsches Boot, welches parallel zu uns segelt. Johannes aus Heidelberg mit seiner Freyke fährt den gleichen Kurs und wir haben uns angewöhnt, bei jeder unserer Navigationskontrollen auch ein Auge auf sein AIS Signal zu halten. Irgendwann ruft er uns auf Funk an und wir verabreden gemeinsamen Klönschnack während der Nachtwachen – das macht Spass und hält wach.
So geht es dann weiter in gerader Linie über den Golf von Uraba bis zur nördlichsten Ecke von Panama. Wir haben erfahren, dass die ARC mittlerweile die Marina am Kanal gefüllt hat und beschließen, mindestens noch eine Nacht vor Anker in der Linton Bay zu bleiben, bis die ARC weitergezogen ist. Also setzen wir Kurs und Geschwindigkeit für eine Ankunft am Morgen des vierten Tages nach 350 gesegelten Seemeilen und nur zwei gefahrenen Segelmanövern (2 Halsen). Der Anker fällt in Linton Bay am Morgen, gleich neben Na Kika. Himmliche Ruhe bis auf das Geschrei von Vögeln, Affen und Hunden. Während des Ankervorgangs merken wir, dass unsere Ankerwinsch mal wieder schlapp gemacht hat. Bei der Kontrolle der Kabel und der Sicherung sehen wir dann die nächste Bescherung. Ein Holzbrett unter dem Bett vorne hat sich gelöst, ist runtergefallen und hat die Batterie des Bugstrahlruders perforiert. Diese ist ausgelaufen und hat so Ihr Leben ausgehaucht (oder eher vergossen). Was nun? Zunächst muss mal die alte Batterie raus. Kein Problem. Selbige wird ausgebaut (2 Schrauben und 2 Polklemmen ablösen), nach achtern verbracht und erst mal abgespült. Dann muss die ausgelaufene Batteriesäure raus. Erst mal mit Wasser kräftig verdünnen und dann ausleeren. Alle Flächen in der Bilge reinigen und trocknen lassen. Dinghi runterlassen und mit der kaputten Batterie zur Linton Bay Marina fahren und nach neuer Batterie fragen. Leider nicht verfügbar, aber der Mitarbeiter der Marina bietet uns an, sich sachgerecht um die kaputte Batterie zu kümmern. Das hilft schon mal. Also kein Bugstrahlruder – kein Problem, es geht auch ohne. Schlimmer ist die kaputte Ankerwinsch. Der Skipper hat alles überprüft, sie ist wirklich „Cactus“ (wie die Australier sagen). Wie bekommen wir also unseren Anker wieder hoch?
Nächster Morgen: Na Kika will auch weg. Die haben das gleiche Problem: deren Ankerwinde ist auch in den ewigen Jagdgründen. Dort wird das Problem mit Muskelkraft gelöst. Hmmm – Tanuki hat nicht soviel Muskelkraft an Bord und unser Anker ist deutlich schwerer. Klassisches Problem: Gehirn gegen Muskel. Wir legen eine Leine mit Kettenhaken nach achtern auf eine unserer seitlichen Winschen. Mit der Winsch zieht der Skipper die Kette hoch. Dann wird diese mit einem weiteren Kettenhaken fixiert und die Leine mit dem zweiten Haken wieder vorne eingehakt. Klappt wunderbar, wenn auch nicht wirklich schnell, muss doch gleichzeitig auch noch das Boot so gefahren werden, dass keine Spannung auf der Kette liegt. Nach 30 min. ist der Anker oben und Tanuki fährt weiter in Richtung Colon. Mangels Wind muss hier der Motor mithelfen. Dass sich dort etwas tut, sehen wir auf dem AIS und an den vielen Großschiffen, die vor Anker liegen. Es ist der Eingang in den Panama-Kanal. Wir passieren die zwei großen Tonnen hinein in die Bahia Limon und biegen nach Starboard ab in Richtung der Marina Shelter Bay.
Wir rufen die Marina auf UKW-Funk und erhalten sofort professionelle Antwort. Man fragt nach unserer Reservierung und unseren Bootsdaten und weist uns an, langsam in Richtung Marina zu fahren. Mittlerweile drängelt sich ein Katamaran vor. Kein Problem, der sagt an, dass noch ein zweiter Kat kommt. Auch kein Problem, der Dockmaster ist nicht zu erschüttern. Tanuki wird angewiesen noch langsamer zu fahren und schließlich ein paar Minuten zu warten. Wir berichten, dass unser Bugstrahlruder nicht funktioniert, auch kein Problem. Wir bekommen Platz D14 zugewiesen und werden mit dem Bug voran hineingelotst. Das Marineroteam nimmt die Leinen und hat uns in kürzester Zeit festgemacht. Wirklich professionell! Wir bedanken uns.
Die Marina hat Platz, obwohl noch nicht alle ARC-Boote raus sind und bietet eine sprudelnde Gemeinschaft von Boaties. Ansonsten ist das Gelände sicher, liegt sie doch auf dem Gebiet einer Militärbasis.
Jetzt geht es erst mal an den Papierkram für unsere Panamakanal Durchfahrt.