Unser nächstes Ziel ist das Königreich Tonga, der Weg ist klar, es geht direkt nach Südwesten ins Zielgebiet [1]. Wir fahren los am Morgen und verlassen Suwarrow nachdem wir uns noch einmal per Funk beim Ranger Harry für die Gastfreundschaft bedankt haben. Los geht es zunächst mit wenig Wind, am nächsten Morgen allerdings frischt es auf traumhaftes Segelwetter von 18-22 kt auf, was sich jedoch bis zum nächsten Tag auf 10-12 kt reduziert. Am Nachmittag bleibt nur noch weniger als 8 kt Wind übrig. Es ist die Ruhe vor dem Sturm. Ein Frontdurchgang wird in der Nacht erwartet mit Böen bis 30 kt. Wir bereiten das Boot und die Crew auf Schlechtwetter vor, haben Schlechtwetterkleidung angelegt und Schwimmwesten bereit gemacht.
Das Schlechtwetter erwischt uns am Mittag von Tag 4. Zunächst Böen um 24 kt, später geht das bis 29 kt hoch. Wellen von etwa 3m sind auch nicht sehr angenehm. Wir reffen das Großsegel in Reff 3 und die Fock in Reff 2 und kommen trotzdem noch voran. Am Tag 5 flaut der Sturm wieder etwas ab auf 15-20 kt, kommt dann aber wieder am Abend mit Böen bis 30 kt. Tag 6 bricht an ohne große Änderung, schon am Morgen sehen wir Land und damit unser Ziel. Wir hoffen, dass wir am Nachmittag ankommen und legen etwas Segelfläche drauf um nicht in der Dunkelheit ankern zu müssen. Gegen 15 Uhr fahren wir in die Einfahrt der Vava´u Inselgruppe ein und freuen uns im Windschatten angenehme Segelbedingungen zu haben. Ursprünglich wollten wir die letzten Meilen motoren, hatten dann aber doch so guten Wind, dass wir das Tuch oben und den Motor bis fast ganz am Ende aus gelassen haben. Um die Ecke nach Neiafu und direkt an die Boje, die uns Tango bereits reserviert hatte. Ankerbier und ab ins Bett, wir sind etwas platt von der Überfahrt. Vorher hatten wir bereits beim Zoll nachgefragt und die Genehmigung bekommen, erst am nächsten Tag einzuklarieren.
Einklarieren sollen wir also am nächsten Morgen und müssen daher mit Tanuki zum Zollsteg. Der ist eigentlich für große Schiffe gebaut und so gar nicht für kleine Yachten ausgelegt. Einige Segler nennen ihn daher „Dock of Horror“ und wir schließen uns hier gerne an. Glücklicherweise haben wir Freunde an Land, die unsere Leinen fangen und nach einem geglückten Anlauf müssen wir gleich wieder ablegen: „Da kommt gleich die Fähre dran“. Also nochmal. Riesengummifender machen schwarze Streifen auf unserem weissen Rumpf und die Entermannschaft der Offiziellen hat Probleme an Bord zu kommen. Viele Formulare später sind wir einklariert und motoren wieder zurück zu unserer Boje, wo wir das Dinghy runterlassen und zu einem Abendessen mit der Crew von Tango und Chantey im „Mangos“ tuckern. Freundliche Menschen allüberall und preiswertes Essen erwartet uns. John von SV Tango kommt zu spät. Er hatte geholfen, ein Floß wieder ins Wasser zu lassen und vom Boatyard zum Hafen von Neiafu zu schleppen. Denkste! Das Schleppboot war zu schwach und am Ende liegt das Floß jetzt an einer Boje weit draußen. Wir staunen nicht schlecht, als uns erklärt wird, dass es sich hierbei um das Floß der lokalen Fish&Chips Bar „Hideaway Cafe“ handelt, ein im Internet und bei Seglern weithin bekannter Treffpunkt, der nur per Dinghy zu erreichen ist [2]. Heute also kein Fish&Chips. Kurzum, Tanuki wird gleich geshanghait, am nächsten Tag bei der Rettungsaktion zu helfen, in Gestalt unseres Dinghys und des Skippers als Fahrer. Tanukis Skipperin besorgt noch zwei andere Dinghies und schon ist die Hilfsmannschaft komplett.
Nächster Tag. Wir treffen uns am Steg des Mangos und fahren dann ca. 3 nm hinaus zum Floß. John von SV Tango als alter US-Coastguard übernimmt als Admiral die Transportaktion und plaziert drei Dinghys und ein Motorboot um das Floß mit einem weiteren mobilen Dinghy als Reserve. Da das Floß kein Ruder hat, steuert er es nur mit den angebundenen Dinghys und deren Motorleistung. Nach ca. 2h Fahrt ist das Floß dann endlich in Neiafu angekommen und an seiner Boje verankert. Rettungsaktion erfolgreich abgeschlossen. Ein Video der Aktion ist bei Youtube zu begutachten:
Wir bleiben ein paar Tage und erkunden die zweitgrößte Stadt des Königreichs. Endlich gutes Internet und ein gut ausgestatteter Markt. Draußen ist gerade Walsaison, die Tiere haben Junge und bleiben im ruhigen Gewässer des Archipels mit ihren Kälbern. Die Skipperin geht auf einen Schnorcheltrip um zusammen mit den Walen zu schwimmen. Ein einmaliges Erlebnis.
Dann kommt schon das nächste Wetterfenster. Wir haben entschieden, dass wir nicht zu dem Südarchipel fahren, sondern eine Station weiter nach Fiji um von dort aus den Schlag nach Neuseeland zu wagen. Also geht es wieder los. Zum Ausklarieren hätten wir eigentlich wieder am „Dock of Horror“ anlegen müssen, wir haben aber vorher mit dem Zoll gesprochen und die Erlaubnis bekommen, davor zu ankern. Machen wir aber nicht. Der Skipper fährt 20m an das Dock und tut so als wäre Tanuki vor Anker, während die Skipperin mit dem Dinghy den Papierkram erledigt. Dann schnell Dinghy hoch und weg!
Literatur
1 https://de.wikipedia.org/wiki/Tonga
2 https://www.facebook.com/thehideawayneiafu/