SV Tanuki

Sailing into the Blue

Tahiti

Wir motorsegeln mit dreiviertel aufgezogenem Vorsegel, da das Hauptsegel immer noch nicht repariert ist und wegen des fehlenden Outhauls nicht aus dem Mast gezogen werden kann. Nach einer Reise von 2 Tagen ohne besondere Vorkommnisse erreichen wir die Insel Tahiti. Tahiti gehört auch zu Französisch-Polynesien und mit seinen 61×29 km und knapp 190000 Einwohnern geografisch zu den Gesellschaftsinseln (Iles de la Société).

Diese sind wieder aufgeteilt in die Inseln unter dem Wind und die Inselgruppe über dem Wind [1]. Zu den Letzteren gehören im Wesentlichen die Inseln Tahiti und Mo´orea, die in Richtung Wind liegen, sprich in südöstlicher Richtung aus welcher der Passatwind bläst. Die Inseln sind im Gegensatz zu den Tuamotus hochgewachsene Inseln vulkanischen Ursprungs, haben aber wie die Tuamotus ein Saumriff, welches gelegentlich von Pässen durchbrochen wird. Hinter dem Saumriff erstreckt sich ein Bereich der zumeist flach, ist, jedoch von passierbaren Bereichen durchzogen ist und von Booten mit niedrigem Tiefgang durchfahren werden kann. Das Flachwasser hinter dem Saumriff ist geschützt vom Seegang und bietet auch Ankermöglichkeiten. Tahiti ist eine Doppelinsel mit gemeinsamem Saumriff und teilt sich auf in Tahiti nui und Tahiti iti (die kleinere Insel im Süden). Die Hauptstadt Papeete liegt Nordwestlich auf der größeren Insel Tahiti nui [1].

Tahiti besitzt drei Marinas die für ein Boot unserer Größe geeignet sind. Alle drei nehmen keine Reservierungen entgegen, man muss also hinfahren und wenn ein Platz frei ist hat man Glück gehabt. Wir haben Glück. Kurz vor dem Eingang zum Passe de Papeete funken wir die Marina Papeete an und man sagt uns, dass wir genau in einer Stunde dort ankommen sollen um einen Platz zu bekommen. Machen wir. Wir schnecken etwas vor dem Tor des Passes und erreichen die Marina genau zur richtigen Zeit. Aber halt, die Marina hat keine Marineros die unsere Leinen entgegennehmen können. Das macht dankenswerterweise Christian aus Deutschland, der als Boatsitter auf einem der benachbarten Boote lebt. Wir manövrieren bei 16 kt Seitenwind rückwärts in den Slip mit Finger (nur 2 Anläufe) und liegen in einer der schönsten Marinas unserer Reise. Die Steganlage liegt parallel zur Küstenstraße, zwischen Steg und Bürgersteig werden Korallen gezüchtet, man sieht Fische und vereinzelt Schildkröten auf diesen Miniriffen. Bis in die Zivilisation muss man nur die Straße überqueren und ist direkt in der Hauptstadt Papeete.

Wir schlafen erst mal eine Runde aus, bevor wir den Segelmacher kontaktieren, welcher uns gleich einen Besuch ankündigt. In einer großen Aktion nehmen wir beide Segel herunter und falten sie schön seemännisch in kleine Pakete. Leider regnet es in der Nacht und die Segel werden nass. Mist! Tags drauf kommt Guillaume von Tahiti Sails und schaut sich das Problem an. Er bestätigt die langen Wartezeiten von über 2 Wochen, meint aber für unser kleines Problem fände er einen schnelleren Termin für nächste Woche. Leider kann er unsere nassen Segelpakete nicht mitnehmen und bittet uns, diese übers Wochenende zu trocknen. Das heißt wieder teilweise auspacken und in die Sonne legen. Viel Arbeit, aber wir schaffen das. Gleich Montag kommt Guillaume vorbei und transportiert die jetzt trockenen Segel ab. Inzwischen hat auch ein netter Mitarbeiter von Vini unser Internet Problem gelöst (wir hatten seit Galapagos kein Internet, selbst als wir entsprechende Telefonkarten auf den Marquesas kaufen konnten ging nichts). Endlich wieder vernünftige Kommunikation.

Die Hauptstadt ist sehr touristisch, bietet aber alles was wir brauchen, inclusive Geschäfte für Yachtbedarf. Wir kaufen die nötigen Ersatzteile und Öl für einen Motorservice. Mit dem Mietwagen füllen wir unsere Essensvorräte in den großen Carrefour Supermärkten auf, nutzen den Wagen für eine Inselrundfahrt und besuchen einige der Inselsehenswürdigkeiten. Inselrundfahrt ist es im wahrsten Sinne des Wortes, das Inselinnere ist unbewohnt und es gibt lediglich eine Küstenstraße, die um die Inseln führt. Der Zwischenraum zwischen den beiden Inseln ist überbrückt, sodass wir auch einen Abstecher nach Tahiti iti machen können.

Die große Attraktion ist aber der jährliche Tanzwettbewerb „Heiva i Tahiti“ bei dem Gruppen aus ganz Polynesien gegeneinander antreten. Wir hatten zwar schon längst beschlossen, da hin zu gehen, schauen aber trotzdem bei den Generalproben mal durch den Zaun des großen Stadions und sind bereits hiervon begeistert. Klar gehen wir zur eigentlichen Show. Neben den Chorgruppen sind die Tanzgruppen am interessantesten. Diese bestehen aus geschätzt bis zu 60 Tänzern in bunten Kostümen und zeigen einen pantomimischen Tanz mit einem bestimmten Thema, z.B. aus den polynesischen Legenden und Märchen aufgelockert mit artistischen Einlagen der Tänzer und heftigen Hüft- und Bauchbewegungen der Tänzerinnen die ein wenig an Bauchtanz erinnern. Die Gruppen bringen auch ihre eigenen Orchester mit großer Rhythmusgruppe (Trommeln), Gitarre und Ukulelen mit, die verstärkt durch ein professionelles Soundsystem die Zwerchfelle der Zuschauer bearbeiten. Alles wird von mehr als 6 Kameras fürs Fernsehen aufgenommen. Wir haben Karten ergattert (obwohl die Kartenverkäuferin uns eigentlich keine ohne die Angabe des Hotels geben wollte) und sitzen ziemlich weit vorne. Wir sehen an diesem Abend zwei Tanzauftritte und etwas langweilige Chormusik, auf die wir aber für eine Pause verzichten. Wir sind begeistert von dem Tanz, der Ausdruckskraft der Bewegungen und der Harmonie von Musik und Trommelrhythmus. Leider dürfen wir während der Show keine Bilder oder Videos aufnehmen, eine Dame vom Veranstaltungsteam passt auf wie ein Adler……

Video 1: Gruppentanz auf dem Heiva i Tahiti
Video 2: Einzeltanz auf dem Heiva i Tahiti

Ein paar Tage später passiert es dann. Guillaume kommt und bringt unsere Segel. Wir montieren sie sofort wieder auf Ihre Rollen und sind 90 Minuten später wieder ein Segelboot. Kurzer Check des Wetters und wir planen die Abreise nach Mo´orea, der Nachbarinsel zusammen mit Max unserem Ferienbesuch. Leider müssen wir hierfür die kostbare Mooring in der Marina verlassen und wissen nicht, ob wir wieder eine bekommen werden. Egal. Am nächsten Tag verlassen wir Tahiti für einen ausgedehnten Urlaub auf Mo´orea.

Literatur

1 https://de.wikipedia.org/wiki/Tahiti

Ein Kommentar

  1. Was fuer ein einmaliges Erlebnis “Heiva i Tahiti” diese Koerper und Bewegungen – sensationell🤗