SV Tanuki

Sailing into the Blue

Tanuki geht Transatlantik

Was soll man dazu sagen? Die Transatlantik-Route ist der erste Stein auf dem Weg für den angehenden Blauwasser-Segler. Von Ost nach West normalerweise leicht zu bewältigen, da konstante Passat-Winde von Nordost die Route segeltechnisch einfach gestalten und der Atlantische Äquatorialstrom auch in Zielrichtung hilft. So gesehen braucht man eigentlich nur mit oder ohne Minimalbesegelung lange genug warten um irgendwann anzukommen. Haben wir natürlich nicht gemacht. Unser Ziel von ca. 100 Seemeilen pro Tag geht nur mit wirklich angepasster Besegelung.

Für das Boot und die Technik ist die Route nichtsdestotrotz anstrengend, da einige Komponenten nicht so angenehm ausfallen. Die Vorwindsegelei ist anstrengend, da ein Wind genau von hinten schwierig zu steuern ist und die Wellen von hinten es dem Autopiloten extrem schwierig machen da das Boot mit jeder Welle aus dem Kurs gedrängt wird und damit starke Kräfte am Ruder ansetzen. Sei es so, wir segeln optimistisch los und kommen auch gut, nach einigen Schwierigkeiten an. Hier ein Auszug aus unserem Logbuch:

Tag 1: Auslaufen gegen 11 Uhr Ortszeit. Wind um die 22 kt, hohe Wellen bis 3m. Steuerung schwierig, der Autopilot streikt gelegentlich.

Tag 2: Wind wird ruhiger auf 8-10 kt, Wellen runter auf ca. 1m. Etmal (Entfernung von Mittag zu Mittag) 102 sm. In der Nacht ruhig, 7-12 kt, bekommen guten Schlaf, schnecken aber mit ca. 4 kt auf unserem Kurs. 2 Motorstunden um die Batterie etwas zu laden.

Tag 3: Ruhige Bedingungen. Haben den Whisker-Pole (Baum für das Vorsegel) ausgebracht und den Großbaum mit Preventer gesichert. Etmal 106 sm. Wir sichten unser Nachbarboot aus Kapverde Teulu in der Ferne. Wind frischt um 5 Uhr Ortszeit auf 25 kt auf.

Tag 4: Wind um 10-12 kt. Teulu funkt uns an, dass sie einen Wal gesehen haben, der wohl in unsere Richtung unterwegs ist. Haben den aber leider nicht sehen können. Etmal m108 sm.

Tag 5: Wind über 20 kt, sehr rollig. Haben die Segel stark gekürzt. Etmal 103 sm. 4 Fliegende Fische (verstorben) an Bord, Seebestattung initiiert.

Tag 6: Wind 12 kt, Segel ausgerefft, machen nur 4 kt. Etmal 101 sm. Angel ausgebracht, relativ schnell hat ein großer Fisch angebissen und unseren Köder weggeschleift. Kein Sushi. Danach nur Büschel von Sargassum „gefangen“. Langweilig! Sehen Teulu in 12 sm Entfernung, sie überholen uns !

Tag 7: Wind 20 kt, Autopilot steigt gelegentlich aus. 3 Motorstunden wegen Batterieladung. Wir lernen, die Segel besser auszubalancieren damit der Autopilot nicht so viel Kraft aufbringen muss. Welle 2m von hinten, Etmal 116 sm.

Tag 8: Wind 22 kt. Autopilot überfordert, steuern gelegentlich von Hand. Schlimme Nacht, kaum Schlaf bekommen. Etmal 107 sm.

Tag 9: Wind 22-26 kt, Konfuse Wellen von hinten und hinten seitlich. Müssen von Hand steuern. Etmal 117 sm.

Tag 10: Wind 22-24 kt, in Böen bis 30 kt. Müssen Handsteuern in 1h Schichten. Gegen Mittag haben wir eine Segelkonfiguration gefunden, in welcher der Autopilot funktioniert. Etmal 124 sm. Die Skipperin hat Geburtstag ! Zum Geburtstag gibt’s die Halbzeit-Marke!

Tag 11: Keine Wetteränderung, abgesehen von einigen Stunden Autopilot steuern wir von Hand. Etmal 108 sm.

Tag 12: Wetter etwas besser, der Autopilot funktioniert. Crew happy. Etmal 103 sm.

Tag 13: Wind 12-16 kt, in Böen bis zu 39,5 kt. Handsteuerung. Squalls (Vereinzelte Regenwolken, die Starkwind mitbringen) rund um uns herum. Etmal 96 sm.

Tag 14: Ruhige Nacht, Autopilot am Steuer. 8-15 kt Wind. Wenig Seegang, am Tag etwas wellig. Etmal: 91 sm.

Tag 15: Wind 12-22 kt. Kreuzen etwas. Etmal 107 sm.

Tag 16: Wind 15-20 kt. Kreuzen mit 4-5 Halsen pro Tag. Etmal 105 sm.

Tag 17: Wenig Wind, fahren unter Vollzeug. Etmal 81 sm.

Tag 18: Wenig Wind, wenig Welle. Etmal 105 sm.

Tag 19: Sichten Land gegen 5 Uhr. Fahren um den Nordzipfel von Barbados mit Motorunterstützung. Starkregen für eine Stunde. Anlegen in Port St. Charles gegen Mittag. 

Kein Fisch gefangen, einer hat uns einen Köder geklaut! An den meisten Tagen hatten wir mehr mit der Schiffsführung zu tun. So richtige Flautentage gab es nicht. Viele fliegende Fische, in ganzen Schwärmen, die uns teilweise auf Wache sogar getroffen haben (kein Spass). Diese wurden dann noch lebend in ihr Revier zurückgegeben, obwohl fliegender Fisch in den CapVerden und in der Karibik als Delikatesse gilt.

Noch spaßiger die Büschel von Sargassum, welche gegen Ende der Reise in riesigen Teppichen vorkamen. Ansonsten gab es gelegentliche Vögel und auch mal eine Herde Delfine. Keine Wale.

Fazit ist, eine Überfahrt von 19 Tagen liegt knapp im oder sogar über Durchschnitt, wir sind halt keine Regattasegler, sondern wollen gemütlich ankommen, ohne das Material zu verschleissen. Dementsprechend hatten wir keine größeren Ausfälle. Unser Autopilot kann mit von hinten einsteigenden Wellen nicht gut umgehen und auch ab ca. 20 kt nicht mehr mithalten. Hier könnte ggf. eine stärkere Kombination aus hydraulischer Schubstange und Motor helfen, wir werden dieses Problem gelegentlich angehen.

In Port St.Charles liegen wir zunächst sehr unbequem und wacklig am Zollsteg und dürfen dort eine Nacht kostenlos liegenbleiben bevor wir dann in einen Slip gehen. Die Defizite an Schlaf müssen halt erst mal abgearbeitet werden. Dann mal gute Nacht.

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