Endlich ein Wetterfenster mit Schwachwind (na ja, Wenigerstarkwind um mal ein neues Wort zu erfinden). Wir beschliessen, am Sonntag in Richtung Griechenland zu segeln. Der südlichste Ausklarierungspunkt für Montenegro ist Bar. Nein! Nicht die Flaschenausstellung in besseren Kneipen, sondern die Stadt Bar. Wir bereiten uns also vor und wie es so kommt, an Sonntag gibt es heftige Bora. Die Crewversammlung stimmt ab und es wurde beschlossen, bis Montag zu warten. Also nochmal zum Marinabüro und einen weiteren Tag bezahlen, nochmal Klarschiff machen und während der Nacht bei pfeiffender Bora das Ablegemaneuver durchdacht. Klingt nach wenig Selbstbewusstsein, aber auf den ersten Metern nach dem Ablegen bei Starkwind warten auf das Boot mit wenig Ruderwirkung viele andere Boote und Halteleinen im Wasser, die man sich schon mal mit dem Kiel oder schlimmer noch mit der Schiffsschraube fangen kann.
Eine befreundete Crew aus England fragt uns, ob wir für Sie einen Anker nach Korfu mitnehmen können. Klar – unter Seglern hilft man – der saubere (!) 33kg Anker wird also in die Gästekoje gebettet. Ist der gleiche, den wir auch haben.
Am nächsten Tag pfeifft immer noch Tante Bora, aber wir passen eine ruhige Phase ab und fahren unbehelligt von Windböen sicher aus der Marina heraus. Auf offener See – na ja, nahe dem Land – gibt es kaum windmäßige Beeinträchtigungen. Wir motorsegeln also ca. 7 Stunden nach Süden in Richtung Bar. Die Einfahrt in die Marina gestaltet sich aber durchaus spannend mit heftigen Windböen, die uns das Anlegen an der Tankstelle erschweren (auch Segelboote brauchen mal einen Schluck Diesel). Mit allen Tricks und Springleine schaffen wir es aber doch, das Heck an den Anleger zu bekommen und tanken erst mal voll. Der sehr nette Security Mitarbeiter der Marina weist uns einen Liegeplatz längsseits an, den wir begeistert annehmen und nach ein paar spannenden Momenten liegen wir endlich angelegt in der Marina Bar (auch wenn es ein hirnloser Witz ist, es gibt auch eine “Marina-Bar”). Besuch beim Hafenmeister um noch einen Tag Cruisinggebühr zu entrichten. Die freundliche Mitarbeiterin stempelt und gibt uns bereits die Dokumente für das Ausklarieren am nächsten Morgen, sehr nett, da Segler immer früh aufbrechen wollen. Besuch im Lebensmittelgeschäft, Entscheidung der Crew essen zu gehen und Durchführung dieses Plans mit gutem Erfolg. Im Restaurant werden unsere Gerichte gebracht und vorher von einer Profifotografin abgelichtet. Überwachung und Dokumentation? Nein, es wird an einer neuen Speisekarte für die anstehende Saison gearbeitet.
Bar hat im Vergleich zu Tivat ein ganz anderes Gesicht. Plattenbau und Spätkommunismus sind noch deutlich zu sehen. Eine liebenswerte Strandpromenade entschädigt jedoch und wird auch von den Einheimischen gerne genutzt. Das Preisniveau in den Restaurants ist günstig und man bekommt anständige Leistung fürs Geld.
Ausklarieren aus Montenegro passiert am Zollkai. Um 6.45 motort Tanuki bei wenig Wind an selbigen und die freundlichen Grenzbeamten stempeln und kontrollieren, sprich sie machen effizient ihre Arbeit. Ein Beamter begleitet uns bis zum Boot und wünscht uns gute Reise. Vorbei am Traditionsschiff der montenegrinischen Marine verlassen wir den Hafen und das Land.