Weiter geht es nach Westen. Aruba, die dritte der ABC-Inseln liegt auf dem Weg. Wir haben lange nachgedacht, ob wir dieser Insel einen Besuch abstatten, weil im Netz Horrormeldungen kursieren, wie schrecklich doch die Einklarierungsbedingungen sind. Man muss fürs Einklarieren und fürs Ausklarieren einen Industriehafen im Süden der Insel anlaufen, mit einem festgelegten Holzsteg direkt neben einer gefährlichen Untiefe, auf die der typische Wind die Boote zu drücken versucht. Nebenbei bemerkt ist die Wassertiefe an diesem Steg nicht für größere Boote geeignet. In zwei Foren wird daher dringend abgeraten, diesen Steg und selbst Aruba als Insel anzulaufen, zumal man dafür auch noch einen besonderen Anfahrtsweg einhalten muss. Wir haben also zunächst beschlossen, nicht nach Aruba zu fahren. Glücklicherweise haben wir in Curacao einen ortskundigen Skipper gefunden, der uns versichert hat, dass die Anfahrt im Hafen von Barcadera einfach machbar ist. Wir glauben ihm, lassen uns genauestens instruieren und wagen nicht ohne Magenschmerzen das Abenteuer.
Die Anfahrt nach Aruba ist ein Overnighter, wir legen in Wilhelmstad ab und gehen durch die bereits für ein Frachtschiff geöffnete Schwenkbrücke. Der Kurs Nordwest mit einer guten Brise von schräg hinten und 7 kt Speed bei stark gerefften Segeln bringt uns bereits am frühen Morgen vor die Küste von Aruba.
Etwas schnecken vor der Küste (langsam hin und her segeln) und schon ist es heller Morgen. Wir fahren in den Hafen von Barcadera ein und melden uns zunächst ganz höflich bei Harbour Control. Hier werden wir angewiesen, den berüchtigten Holzsteg anzufahren, obwohl wir unseren nicht geringen Tiefgang von 2.30m angegeben haben und der freundliche Hafencontroller sogar nochmal bei seinem Chef nachgefragt hat. Wir sind vorsichtig optimistisch. Vor dem Zollkai gibt es zwei große Tonnen, die wir entsprechend unserer Anweisungen vom Ortskundigen umfahren, dann sehen wir den Holzsteg, eine Verlängerung des Hafenkais aus Beton. Frech machen wir an diesem Hafenkai noch vor dem Holzsteg fest, da wir wissen, dass hier die Wassertiefe ausreichend ist. Ein paar Fischer nehmen unsere Leinen an und sind ganz happy, dass wir diesen Dienst mit ein paar Dosen Bier belohnen. Wir liegen fest und haben keine Grundberührung, niemand meckert.
Einklarieren (keine Probleme), Zoll (Papierkram) und eine überraschende Durchsuchung unseres Bootes von vier freundlichen Zollbeamten und wir sind „drin“. Die Zollbeamten sind höflich und durchsuchen unsere Schränke oberflächlich, wir sind höflich und kooperieren „no Stress“.
Ablegen unter Rückwärtsfahrt, wieder um die Anlegebojen herum in die Fahrrinne, kurze Anfrage bei Port Control ob wir wieder aus dem Hafenbecken rausfahren können und los geht’s zur Marina. Die teilen uns mit, dass wir leider noch ein paar Stunden warten müssen, bis der für uns reservierte Anlegeplatz frei ist. Kein Problem, wir werfen Anker vor dem Surf Beach und atmen tief durch. Noch kein Alkohol. Die eigentliche Anfahrt in die Marina ist später trotz Wind im Hafen Routine. Jetzt kommt das Anlegerbier!
Was für eine Überraschung. Die Renaissance-Marina gehört zu einem Luxusresort (Renaissance Hotel, Marriott). Wir als Marinagäste sind privilegiert, alle Annehmlichkeiten (Schwimmbad, Beach, Spielkasino, Yogaklassen etc.) kostenfrei zu benutzen. Zudem liegen wir direkt in Oranjestad, dem Inselhauptort, quasi nur durch eine Strasse von der Innenstadt getrennt. Neben dem Hotelkomplex gibt es Geschäfte und Restaurants in einer großen „Mall“. Der freundliche Marinaleiter empfiehlt uns ein lokales Fischrestaurant und die Skipperin ist nicht mehr zu bremsen. Lokale Köstlichkeiten zu moderaten Preisen. Wir beschließen, dass wir ein paar Tage Urlaub einlegen, während wir auf das Wetterfenster für unsere Weiterfahrt warten. Diese Fahrt wird spannend, hat doch das angepeilte Kap ständig Schlechtwetter. Die lokalen Segler (die wir in unsere Wetterrecherche einbezogen haben) sagen, dass eine gute Gelegenheit typischerweise Anfang März kommen sollte. Wir sehen sie bereits Ende Februar und lassen uns diese Gelegenheit nicht entgehen. Juchhu, wir haben ein Wetterfenster für eine sichere Fahrt durch ein gefährliches Gebiet.
Aber zunächst mal ist Urlaub angesagt. Das Hotel hat eine Privatinsel mit einem abgeschlossenen Beach. Wir nehmen das Wassertaxi des Hotels und sind 10 Minuten später auf der Insel. Schicke Anlage mit abgetrennten Bereichen für Familien und einem Bereich nur für Erwachsene. Schon am Eingang laufen uns etwas müde Echsen von Armlänge über die Füße. Zahme Flamingos patrouillieren den Strand und die luxuriösen Strandliegen laden zum Sonnenbaden ein. Cocktails gibt es an der riesigen Bar oder finden wie durch Zauberei ihren Weg zu den Strandliegen. Wir sind geplättet und genießen den Urlaubstag. Am nächsten Tag gibt es Frühstück im Holländischen Pfannkuchenparadies (The Dutch Pancakehouse) bis der Zuckerschock da ist. Seltsamerweise brummt der Laden, wir müssen sogar 20 Minuten auf einen Tisch warten. Die Mehrzahl der Gäste sind US-Amerikaner.
Direkt neben Tanuki liegt das deutsche Forschungsschiff Eugen Seibold, über das wir in Grenada bereits einmal berichtet hatten. Sie profitieren auch von der Wettersituation, fahren aber zwei Tage vor uns schon ab.
Leider kommt der Tag der Abreise viel zu früh, wir legen ab und besuchen wieder den Industriehafen Barcadera, wo wir die amtlichen Prozeduren diesmal in umgekehrter Reihenfolge absolvieren, allerdings ohne Besuch der freundlichen Zollbeamten. Diesmal nimmt keiner unsere Leinen, wir üben uns also im Lassowurf und erwischen einen Poller mit unserer Centerline. Wir sind erfolgreich dran, fast genau da wo wir schon beim Einklarieren lagen.
Ich habe beschlossen, noch einige Bilder von der Anfahrtsituation zu machen. Plötzlich, nach der Immigration, kommt ein Kat angefahren und macht Anstalten, die vorgeschlagene Anfahrtsroute abzukürzen. Die freundliche Dame von Immigration entwickelt Panik, sie hatte uns bereits vorher auf eine sehr niedrige Tide (Ebbe) hingewiesen, was die bereits hohe Gefahr des Auflaufens noch zusätzlich erhöht. Wir sind etwas ruhiger, weil Katamarane sehr wenig Tiefgang haben, helfen aber trotzdem indem wir winken und dem anderen Skipper die richtige Einfahrt signalisieren (Abb. 12). Nach dem Anlegen (wir haben natürlich seine Leinen entgegengenommen, was eine Selbstverständlichkeit unter Seglern ist) des US-Amerikanischen Skippers kein Zeichen des Danks, er sei schon öfter hier gewesen sagt er später zur Dame von der Immigration. Tz tz tz.
Unser Fazit zum Thema Puerto Barcadera ist einfach: Das Prozedere ist nervig, aber kein Problem, wenn man sich vorbereitet und auf das Wissen der Einheimischen hört. Überhaupt ist letzteres stets eine nicht zu unterschätzende Wissensquelle. Wir sind froh, dass wir Aruba angelaufen haben und wollen diese paar ruhigen Urlaubstage nicht missen.
Schließlich legen wir rückwärts ab und ein netter Hafencontroller wünscht uns am Funk „fair winds“ für unsere weitere Reise.