SV Tanuki

Sailing into the Blue

Marina Porto Montenegro

Nachdem sich das Wetter jetzt verbessert hat (Gestern waren noch 2m Wellen gemeldet) Machen wir uns jetzt auf um Kroatien zu verlassen, das Land in dem wir nunmehr fast drei Monate zu Gast waren. Fazit: Tolle Natur, gutes Essen und freundliche Menschen, aber auch teure Marinas…

Wir brechen um 6.45 Uhr zum Zollkai (Abb. 1) direkt gegenüber unserer Marina auf und legen dort nur 5 Minuten später längsseits an. Zwei freundliche Menschen nehmen unsere Leinen entgegen und es heisst erst mal 30 min. warten, weil wohl gerade Wachwechsel ist. Dann Hafenmeister (5 min.), Zoll (1h wegen kritischer Überprüfung unserer Tax-free Formulare) und Polizei (15 min., weil es wohl Softwareinkompatibilitäten wegen unserer Australischen Flagge gab). Sabine lächelt, die Dame von der Grenzpolizei lächelt zurück und es funktioniert. Geht doch!

Es ist also bereits deutlich gegen 9 Uhr als wir endlich lossegeln können. Wer denkt es geht jetzt ans segeln, nix da. Wind auf die Nase. Ausserhalb können wir die Genua für eine halbe Stunde setzen und motorsegeln, wir erreichen gelegentlich sogar mal 6 kt, zumeist aber nur 5 kt oder weniger. Leider müssen wir sofort raussegeln und die Küstengewässer verlassen (weil wir schon ausgechecked sind), der freundliche Hafenmeister meinte aber – im Gegensatz zu manchen Gerüchten unter Seglern – dass 1-3 Seemeilen von Land OK sind, wenn wir nur nicht zwischen Inseln und Festland geraten (das würde Ärger geben). Wir fahren an Dubrovnik vorbei, leider nicht nahe genug um die Festungsanlagen von der Seeseite aus der Nähe zu bestaunen, aber wir wundern uns doch wie lange man diese Aussicht (Abb. 2) im Vorbeifahren genießen kann (na ja – mit dem Fernglas).

Weiter geht es an Cavtat vorbei zur Grenze nach Montenegro, die wir um ca. 15 Uhr leicht frierend erreichen und biegen scharf links ab in die Bucht von Kotor [1] und monteneginische Gewässer (Abb. 4). Also kroatische Gastlandflagge runter und Gelbe Q-Flagge und montenegrinische Gastlandflagge gesetzt. Letzte Kontrolle, dass der Doppeladler der montenegrinischen Flagge auch aufrecht steht – manche Offiziellen könnten in dieser Sache (zurecht) schnell eingeschnappt sein. Da wir den Wind von der Seite haben, können wir mal wieder für eine halbe Stunde mit wenig Geschwindigkeitszuwachs motorsegeln, bis wir dann nach Backbord abbiegen müssen und den Wind wieder auf der Nase haben. Wir fahren durch eine Engstelle und halten Kurs 90 Grad in Richtung Tivat (Abb. 4), wo wir in die Marina Porto Montenegro [4] eingebucht sind.

Die Marina meldet sich prompt auf Kanal 71 und lotst uns zum Zollkai am nordwestlichen Ende der Marina. Dort wartet auch schon eine Delegation von mehreren Amtspersonen. Man nimmt unsere Leinen entgegen und begrüßt uns freundlich. Ein Agent der Marina teilt uns mit, wie die Einklarierung abläuft und begleitet den Skipper auf die Amtsbesuche. Wie üblich: Hafenmeister (5 min. – wir bezahlen die Cruising Vignette), Büro des Agenten, der Kopien und Anträge für uns fertig macht, dann Zoll (1 min. freundliche Konversation), dann Polizei (5 min.), dann Tourismusbüro wo wir eine Touristensteuer von 10€ pro Person entrichten und fertig sind wir. Die Beratung und der Dienst des Agenten kostet uns nichts, weil der Agent im Auftrag der Marina handelt. Toller Service! Andere Segler haben freie Agenten für ca. 100€ beauftragt.

Jetzt wird’s stressig. Wir legen rückwärts am Zollsteg mittels Vorspring ab (Bootsmanöver um mit dem Heck vom Kai wegzukommen) und fahren zunächst mal sprachlos an der zweitgrößten Segeljacht der Welt, der Black Pearl, vorbei (Abb. 5). Die Marina teilt uns per Funk unseren Slip (K24) mit und wir fahren ganz vorsichtig und ganz langsam in die Marina rein und um die richtige Kurve. Es weht erfreulicherweise nur wenig Wind. Dann planen wir blitzschnell das Manöver um von Vorwärtsfahrt zu Rückwärtsfahrt zu wechseln (wir müssen rückwärts einparken) und suchen verzweifelt unsere Lücke. Ein Marinero winkt uns vom Nachbarboot aus zu und dann geht es ans einfädeln einer 16 Tonnen Yacht in ein scheinbar viel zu kleines Fach. Ganz langsam – kaum Gas geben und das Boot mit dem Bugstrahlruder einstellen, zielen, ganz wenig Rückwärtsfahrt, aufstoppen und wir sind drin. Links und rechts quietschen die Fender, aber geschafft, mit einer Fenderbreite Platz seitwärts und genügend Raum für unsere Heckplattform. Der Marinero lächelt wohlwollend, die Crew incl. Skipper sind platt und die kritisch zuschauenden Besitzer der Nachbarboote erleichtert, dass nix gerumst hat. So soll es sein!

Klarschiff, Anlegerschluck (Kroatische Bierreserven) und erst mal umgesehen (Abb. 6-7), schneegekrönte Berge rahmen die Bucht, die Marina erinnert architektonisch sehr an Dubai und wenn man sich so auf den Stegen umschaut, dann wird klar, dass wir mit unserer Tanuki eher in die Kategorie der ärmlicheren Yachtbesitzer gerechnet werden. Unterhalb der Millionengrenze geht hier nix. Black Pearl allein hat ca. 200 Millionen US$ gekostet und war mit 106 m Länge einst die längste Segelyacht der Welt (mittlerweile ist die Yacht A mit 143m länger und auf Platz 1). Wen es interessiert: die jährlichen Betriebs- und Liegekosten so einer Superyacht liegen ungefähr bei 10% des Neuwertes. Derzeit liegt Black Pearl seit mehr als einem Jahr in der Marina, nachdem der Besitzer leider an Covid verstorben ist. Wir können sie direkt am Steg gegenüber bewundern. Ein paar Stege weiter liegt noch eine Yacht der Superlative, die Rennyacht Skorpios (Abb. 8), die mit nur 42,5m nicht ganz so spektakulär ist und auch nur ca. 40 Millionen gekostet hat [3]. Sie schafft dafür aber mit dem Wind bis zu 30 kt Geschwindigkeit (gegen den Wind immer noch ca. 13 kt) und ist damit die schnellste (nichtfoilende) Segelyacht der Welt. Skipperin Sabine war sofort mal da und hatte ein nettes Gespräch mit der Crew von Skorpios.

Wir laufen abends durch die dubaiesken Gebäude, bewundern die Auslagen von Luxusgeschäften, finden ausserhalb der Marina in der Altstadt von Tivat ein gemütliches Restaurant mit moderatem Preislevel und gehen früh und gesättigt ins Bett. Apropos Preislevel: Die Liegegebühr hier in Tivat beträgt nur ca. 1/3 der Kosten unserer letzten Marina in Dubrovnik, dafür sind die Anlagen hier so luxuriös wie wir es noch nie (!) in einer anderen Marina gesehen haben.

Wir beschließen, hier auf das nächste Wetterfenster nach Griechenland zu warten und buchen uns bis zum Wochenende ein.

Quellen

1 https://de.wikipedia.org/wiki/Bucht_von_Kotor

2 https://www.boatinternational.com/yachts/the-superyacht-directory/black-pearl–39361

3 https://www.boatinternational.com/yachts/editorial-features/skorpios-sailing-yacht-club-swan-125

https://portomontenegro.com/marina/

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