SV Tanuki

Sailing into the Blue

Kurzwellenkommunikation auf Tanuki

An Bord haben wir Antennen für W-Lan (gibt’s in den Marinas kostenlos) und Mobilfunk an unserem 4G-fähigen Router. Für mobile Daten haben wir in Griechenland eine SIM-Karte der Firma Wind mit unbegrenzter Datenmenge, das geht im Küstenbereich ganz gut. Wetterdaten und Informationen über Ankermöglichkeiten können wir hiermit übers Internet leicht recherchieren. Was aber, wenn wir zu weit weg sind vom nächsten Mobilfunkmast?

Auf See verwendet man üblicherweise den VHF Funk, der Boote und Küstenstationen verbindet. Leider ist die Reichweite hier (bei einer Frequenz von ca. 160 MHz und FM) auf einige 10 Seemeilen begrenzt. Wetterdaten von Küstenstationen gibt es gesprochen zwei mal am Tag als Rundruf (in Griechenland von Olympia Radio), das hilft begrenzt für das lokale Wetter und lokale Informationen für die Schiffahrt.

Weiter draussen auf offener See gibt es aber keine einfachen Möglichkeiten an die doch so wichtigen Wetterdaten zu kommen. Die üblichen Methoden sind hier Navtex (Langwellenfunk), Satellitenfunk und Kurzwelle. Ich werde mich hier auf die Kurzwelle als Mittel der Kommunikation begrenzen.

Kurzwellen (so zwischen 3 und 30 MHz) sind nicht an die direkte Ausbreitung wie das Licht gebunden und können je nach Frequenz an der Oberfläche der Erde „kleben“ (Bodenwelle) oder an der Stratosphäre reflektiert werden. Damit sind Reichweiten von mehreren 1000 sm möglich und Wetterdaten können bis aufs offene Meer übertragen werden.

Tanuki besitzt eine solche Kurzwellenstation mit geeigneter Antenne am Mast. Herz der Anlage ist die Antenne (nicht das Funkgerät), die bei uns als sog. Langdrahtantenne über eine Rolle am Mastende hochgezogen wurde (das nennt man eine “alternative backstay antenna”). Am unteren Ende wurde sie am Geräteträger abgespannt und über ein Plastikrohr in einen sogen. Antennentuner eingespeist. Dieses Gerät passt elektronisch die virtuelle Länge der Antenne an die Sendefrequenz an sodass die Antenne auch mit genug Leistung abstrahlen kann. Von da aus geht es über ein Filter (Mantelstromfilter zur Vermeidung von Sendeinterferenzen) zu einem Leistungs- und Stehwellenmessgerät und in den eigentlichen Sendeempfänger (FT-DX 10 von Yaesu). Als Erdung der Antenne dient das Gestänge des Geräteträgers, sowie mehrere verschieden lange Drähte innerhalb des Schiffsrumpfs. Bereits mit dieser Anlage ist Sprachkommunikation weltweit möglich. Spannend wird es erst, wenn man Daten übertragen will.

Abb. 4: Transceiver (ein Signal wird gerade gesendet)
Abb. 5: Links das Pactor Modem und rechts das Leistungsmessgerät (100W werden gesendet).

Für Datenkommunikation benötigt man einerseits ein Gerät (Modem), welches Daten so in Tonsignale überträgt, dass sie im Kurzwellenbereich gesendet werden können. Wir verwenden hier eine spezielle Technik namens Pactor. Fernerhin benötigt man eine Gegenstation, welche mit dem gleichen Datenmodulationsverfahren arbeitet (sprich: unsere Übertragung verstehen kann) und dann die Daten in das kabelgebundene Internet einspeisen kann. Wir binden hier an das weltweite System von Gegenstationen von Winlink an. Winlink ist ein Verbund von Funkamateuren, die Knotenpunkte unentgeltlich für die Allgemeinheit zur Verfügung stellen. Hierfür braucht man lediglich eine Amateurfunklizenz und die passende Software. Unsere Amateurfunklizenz trägt das Rufzeichen VK4WRS (die Kombination VK4 bezeichnet das Land Australien und den Bundesstaat Queensland).  

Wie geht das praktisch? Wir schalten die Anlage ein (Transceiver, Tuner, Pactor und PC), die Software Winlink wird gestartet und berechnet für den Schiffsort, Verbindungsstationen mit möglichst hoher Chance für einen erfolgreichen Kontakt. Vielversprechende Kommunikationsfenster liegen meist in den Abendstunden. Nach Auswahl der besten Station stellt die Software die passende Frequenz am Transceiver automatisch ein und verbindet mit dem Netzwerkknoten (es wird jetzt gesendet). Bei erfolgreicher Verbindung können nun E-mails abgerufen sowie gesendet werden. Per E-Mail können auch Wetterdaten (GRIB-files) bestellt und abgerufen oder kleinere Dateianhänge verschickt werden. In der Abb. zeige ich als Beispiel eine Logdatei einer Verbindung über 2741 km. Die GRIB-Dateien werden in spezieller Software ausgewertet und können zusätzlich auch zur wetterabhängigen Streckenplanung dienen.

Bei Ozeanüberquerungen ist eine solche Möglichkeit zur Kontaktaufnahme und zur Beschaffung von Wetterinformationen extrem, wenn nicht gar lebenswichtig. Wir sind mit dem System bisher sehr zufrieden und freuen uns über die neuen Möglichkeiten.

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