SV Tanuki

Sailing into the Blue

Tanuki im Panama-Kanal

Der große Moment für Tanuki steht vor der Tür, wir wollen jetzt selbst durch den Panama-Kanal fahren. Der Termin am kommenden Morgen ist bestätigt, um 5 Uhr sollen wir bereit sein. Wir haben vom Agenten Fender und lange Leinen geliehen, Tanuki ist bestmöglich vorbereitet. Etwas Sorgen macht uns die Ausfahrt aus der Marina, die ist eng und flach und wir wollen die nicht im Dunkeln durchfahren. Also gehen wir bereits am Vortag nachmittags stressfrei in die „Flats“, der empfohlene Ankerbereich vor Kanaldurchgang, genau da, wo uns am Morgen der „Lotse“ abholen will. Mit von der Partie sind unser Line-Handler, Brendan und Irish aus Südafrika deren Katamaran bereits früher durchgegangen ist und nun auf der Pazifik Seite vor Anker liegt. Hinzu kommt noch Keio, eine Australische Einhand-Seglerin mit japanischen Wurzeln, die natürlich für ein Japanisch benanntes Boot (Tanuki ist ein Japaner!) gerne mitkommt. Die Nacht bringt nur unruhigen Schlaf, wir sind aufgeregt und hoffen dass unser Anker willig aus dem etwas verpönten Ankergrund kommt.

Schlag 5, noch im Dunkeln kommt das Lotsenboot mit drei Lotsen, na ja, sie heißen nur Advisor, die richtigen Lotsen sind für Schiffe mit vielen Tausend Tonnen reserviert. Unser Advisor schickt uns gleich auf den Weg zum Kanal, den wir kurz vor der Brücke erreichen, wir biegen ein und sind jetzt in einer der meistbefahrenen Schifffahrtsstraße der Welt unterwegs. Unsere Gruppe besteht aus drei Booten, die als Päckchen (zusammengebunden) durch die Schleusen gehen sollen. Die Aufregung steigt.

Wir fahren vor die erste Schleuse. Die Boote werden jeweils mit vier Leinen aneinander befestigt. Tanuki ist das mittlere Boot und für die Steuerung des Päckchens zuständig. Langsam fahren wir ein in die Schleuse hinter einen geringfügig größeren Frachter, der zu beiden Seiten der Schleuse knapp wenige Meter Platz hat. Die großen Tore schließen sich hydraulisch und aufwärts geht es wie in einem Aufzug. Schleusentore auf und weiter zur nächsten Schleuse, gleiches Spiel insges. drei Mal, dann sind wir mitten in Mittelamerika im großen Gatun See. Es ist mittlerweile früher Morgen und hell, wir haben nicht viel zu tun, bis auf den Skipper, der nach den Anweisungen unseres Supervisors das Päckchen steuert. Jetzt erst wird das Päckchen wieder aufgeschnürt und wir fahren als Einzelboote weiter. Nebenbei bemerkt, es ist verboten im Kanal oder auf dem See zu segeln, alles läuft unter Motor.

Weiter geht es durch den Kanal, wir werden gelegentlich von Großfrachtern überholt, einmal werden wir aber angewiesen einen solchen rechts zu überholen, nachdem unser Advisor beim Skipper nachgefragt hat, ob wir das denn können. Genüsslich schiebt selbiger den Gashebel weiter vor und Tanuki beschleunigt brav. Alle diese Manöver werden von unserem Advisor über Funk an die Leitzentrale kommuniziert und selbige überwacht den Verkehr sehr genau. Mittlerweile ist es auch vorgeschrieben, dass alle Boote mit AIS (Funkbake für die Position des Bootes) ausgerüstet sind und dieses aktiviert haben müssen.  

Die Skipperin serviert ein leckeres Mittagessen für die Crew und kurz nach Mittag erreichen wir dann die letzten Schleusen auf der Pazifikseite. Zuerst die Pedro-Miguel Schleuse und dann die beiden Miraflores Schleusen. Hier geht es für uns abwärts und die Einfahrt ist auch so, dass wir im Päckchen zuerst in die Schleusenkammer einfahren und dann erst das fette Frachtschiff (welches wir quasi als Zuladung mitnehmen) einfährt – hierbei wird es uns Kleinschiffern schon etwas mulmig, könnte das Zigtausend-Tonnen Schiff uns doch wie ein lästiges Insekt an der Schleusenwand zerquetschen. Hat es aber nicht, es wird von kleinen Lokomotiven an seinen Platz rangiert! Wir schleusen abwärts. In der Miraflores Schleuse sehen wir das Besucherzentrum und auch die Webkamera, die unsere Schleusung in die weite Welt hinaus streamt (siehe Bild unten). Freunde und Bekannte fiebern mit uns am Computer!

Der letzte Schleusenvorgang, die Klappe geht auf und wir schnüffeln Pazifikluft. Wir sind drüben. Es ist Nachmittag und noch genug Zeit zu unserem Zielort, dem Ankerfeld vor der Marina La Playita vor Panama City, zu kommen und dort den Anker fallen zu lassen. Was für ein Tag !

Ein Kommentar

  1. was ein Abenteuer – toll bewaeltigt – Glueckwunsch👍👍👍